Review: WIENER DOG – Ein Dackel macht die Runde!


Fakten:
Wiener Dog (Wiener-Dog)
US. 2016. Regie & Buch: Todd Solondz. Mit: Ellen Burstyn, Kieran Culkin, Julie Delpy, Danny DeVito, Greta Gerwig, Tracy Letts, Zosia Mamet u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 28. Juli 2016 im Kino.


Story:
„Wiener Dog“ erzählt vier Geschichten rund um den namensgebenden Dackel. In diesen Episoden wechselt der Hund von Besitzer zu Besitzer und sorgt für die unterschiedlichsten Begebenheiten und skurrilen Situationen.


Meinung:
Was haben ein gegen Krebs kämpfender Junge, ein erfolgloser Drehbuchautor, eine verbitterte Großmutter und eine besorgte Tierliebhaberin gemeinsam? Gar nichts wäre in 99% der Fälle die richtige Antwort, bei „Wiener Dog“ würde der Kandidat damit aber keinen Blumentopf gewinnen. Denn der neueste Film von Todd Solondz („Happiness“) verbindet diese Einzelschicksale (und noch so einige mehr) durch einen Hund, genauer gesagt einen Dackel (oder Wiener-Dog im Englischen), der seinen Weg von Besitzer zu Besitzer findet und dabei stets für merkwürdige Situationen sorgt.


Musikliebhaber unter sich!
Schon zu Beginn erstrahlt „Wiener Dog“ im typischen Look des zeitgenössischen, amerikanischen Independent-Kinos. Kontrastreiche Farben finden zu ruhigen, hochauflösenden Bildern und mehr als nur einmal generiert Regisseur Solondz Bildmontagen mit aufpolierter Werbefilmeoptik. Die Bildgestaltung ist interessant, erweist sie sich doch bei genauerer Betrachtung als äußerst widersprüchlich. Denn während die Bildsprache durch ihre Nähe zu den Figuren vermeintliche Echtheit und Bodenständigkeit suggeriert, sorgen die knallige Optik und die reichlich überzeichneten Figuren für einen gegenteiligen Effekt. Es ist die typische Formel des aktuellen Indie-Films, der auch „Wiener Dog“ treu ergeben ist. Ein handwerkliches Geschick dafür muss man Todd Solondz jedoch auf jeden Fall attestieren, auch wenn diese mittlerweile recht generische Herangehensweise auf formaler Ebene wohl nicht mehr für euphorischen Jubel sorgen wird. Es ist jedoch auch kaum die technische Ebene auf der er seine Zuschauer abholen will, vielmehr ist dem amerikanischen Filmemacher an den zwischen- und vor allem innermenschlichen Befindlichkeiten seiner Figuren gelegen, die er mit einer ordentlichen Portion Eigenwilligkeit an die Oberfläche lockt. Das Lachen bleibt dabei immer wieder im Hals stecken, denn die Grenze zwischen skurrilem, zynischem Humor und niederschmetternder Sozialkritik vermengt „Wiener Dog“ gekonnt.


Wiener gefällig?
Für den Dackel selbst bleibt gegen Ende des Films dafür wenig Platz. Ist er zu Beginn noch zentral involviert, verkommt er bei zunehmender Laufzeit zu einem bloßen Indikator für die unterschiedlichsten Situationen. Dramaturgisch gerät „Wiener Dog“ dadurch immer wieder in ein eher schleppendes Tempo, brauchen die unterschiedlichen Episoden doch immer eine gewisse Zeit um zum eigentlichen Kern ihrer Geschichte vorzudringen. Inwiefern dem Film sein episodenhaftes Dasein wirklich zum Vorteil gereicht, darf angezweifelt werden, denn immer wieder entsteht der Eindruck, dass man von ebenjener Situation oder Figur gerne noch etwas mehr beziehungsweise weniger gesehen hätte. Es sind die typischen Probleme von Episodenfilme, die auch „Wiener Dog“ befallen und gegen die er sich kaum wehren kann. Gegen Ende bleibt man als Zuschauer etwas ratlos, denn die verschiedenen Einzelerkenntnisse fügen sich auch nach dem Abspann nicht zu einer Einheit zusammen.


Todd Solondz neuester Film erweist sich als eine mit feinen Pointen gespickte Mischung aus Satire und aufwühlender Gesellschaftsstudie, die sich zuweilen etwas vergeblich an Klischees abarbeitet, im Kern einer jeden Episode aber doch reichlich Interessantes ans Tageslicht lockt. In typischer Indie-Film Manier inszeniert, ist „Wiener Dog“ letztlich zu breit gefächert um für seine angeschnittenen Erkenntnisse wirklich gelobt zu werden, ein sehenswerter Film ist er jedoch allemal geworden.


6 von 10 explosiven Hunden 

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