Review: LOUDER THAN BOMBS – Bild einer trauernden Familie




Fakten:
Louder Than Bombs
USA, FR, DK, NO. 2015.
Regie: Joachim Trier. Buch: Joachim Trier & Eskil Vogt. Mit: Jesse Eisenberg, Gabriel Byrne, Isabelle Huppert, Devin Druid, Rachel Brosnahan, David Strathairn, Amy Ryan u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 7. Januar 2016 im Kino.


Story:
Erzählt wird die Geschichte einer zerrütteten Familie, die sich nach dem Tod der Mutter noch weiter voneinander entfernt hat. Der Familienvater und die beiden Söhne distanzieren sich untereinander, aber auch von sich selbst. Ein geplanter Zeitungsartikel über die ehemalige Kriegsfotografin zwingt die Familie sich erneut mit dem Tod der Mutter zu beschäftigen.





Meinung:
Der norwegische Regisseur Joachim Trier wurde bereits für seine beiden ersten Arbeiten „Auf Anfang“ und „Oslo, 31. August“ von Kritiker und Zuschauer gleichermaßen gelobt. Mit „Louder Than Bombs“ präsentiert er nun seine dritte Regiearbeit und damit gleichzeitig seine erste internationale Produktion. In englischer Sprache gedreht versammelte er dafür Darsteller wie Jesse Eisenberg, David Strathairn oder Isabelle Huppert. Ein durchaus ambitioniertes Projekt, das letzten Endes aber nicht wirklich geglückt ist. Es hätte vielleicht nicht geschadet noch ein paar kleinere Filme im eigenen Land zu drehen bevor man sich auf die internationale Bühne wagt.


Der Versuch einer Annäherung
„Louder Than Bombs“ kommt auf den ersten Blick wie ein sehr unscheinbares Charakterdrama daher. Mit Hilfe von Flashbacks und Traumsequenzen zeichnet der Film das Bild einer zerrütteten Familie aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Gerade diese unterschiedlichen Perspektiven verleihen dem Film einen gewissen Reiz. So nimmt der Zuschauer ein und dieselbe Situation völlig unterschiedlich wahr, wenn sie zuerst aus Sicht des Vaters und anschließend aus der des Sohnes erzählt wird. Leider nutzt Joachim Trier diesen erzähltechnischen Kniff nicht sonderlich häufig und verliert sich nach einer gelungene ersten halben Stunde etwas in den zwischenmenschlichen Problemen seiner Charaktere. Zu viele Szenen schaffen es weder die Handlung voranzutreiben, noch seine Charaktere weiterzubringen, weshalb sich der Film trotz seiner eher geringen Laufzeit auch ziemlich zäh und langatmig anfühlt. Allgemein ist „Louder Than Bombs“ kein sonderlich plotlastiger Film, im Zentrum stehen ganz klar die Charaktere und ihre Interaktion untereinander, das was sie sagen und tun, aber auch das was sie eben nicht ausdrücken können. Joachim Trier verpasst es aber immer wieder dem Zuschauer diese Figuren näherzubringen und wenn sie sich bei zunehmender Laufzeit annähern bleibt der Zuschauer dabei ausgeschlossen, was dem Film einiges an Intensität nimmt.


Hat Huppert bei Eisenberg höhere Überlebenschancen als Bill Murray
Laut eigener Aussage wollte Joachim Trier einen Film schaffen, der Emotionalität und Intellekt vereint. Genau hier liegt aber das größte Problem von „Louder Than Bombs“ begraben. Zwar versucht der Film durch Traum- und Kriegssequenzen einen gewissen Grad an Intellekt und Kunstfertigkeit zu präsentieren, wirkt dabei aber sehr platt und uninspiriert. Zum einen gelingt es nicht diese Szenen ordentlich mit dem restlichen Film zu verbinden, was immer wieder den Eindruck macht sie dienen lediglich dazu einen Eindruck von nicht vorhandener Tiefe zu vermitteln. Zum anderen wirken vor allem die Traumsequenzen in ihrer Umsetzung furchtbar prätentiös und fügen dem Film trotz guter Inszenierung nichts hinzu. Seine Stärken zieht der Film aus der Emotionalität des Zwischenmenschlichen, zwar sind Triers Charaktere bei weitem nicht so tiefgründig gezeichnet wie er dem Zuschauer gerne glauben machen will, trotzdem funktionieren manche Szenen, weil sie schlichtweg Situationen präsentieren in die sich jeder Zuschauer hineinversetzen kann. So ist der Film oftmals eine zähe und nicht homogene Ansammlung an Szenen, andererseits aber auch immer wieder ein ehrliches und damit mitreißendes Charakterdrama.


Was Joachim Trier hier unterm Strich inszeniert ist ein sehr zwiespältiger und schwankender Film. Unnötige Szenen wechseln sich mit gelungenen Elementen ab und sorgen letztlich für einen Film, der nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Sicherlich ist er ordentlich inszeniert und gut gespielt, hat auf der anderen Seite aber auch zu viel Leerlauf. „Louder Than Bombs“ ist daher auch kein wirklich gelungener Film, trotz starker Momente läuft er als Gesamtkonzept viel zu unrund um zu überzeugen.


5 von 10 gefallenen Bomben


von Vitellone

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen