Review: TERMINATOR: GENISYS - Die Geschichte wird neu geschrieben




Fakten:
Terminator: Genisys
USA. 2015. Regie: Alan Taylor. Buch: Patrick Lussier, Laeta Kalogridis. Mit: Arnold Schwarzenegger, Jai Courtney, Emilia Clarke, Jason Clarke, Byung –Hun-Lee, J.K. Simmons, Matthew Smith, Nolan Gross, Sandrine Holt, Courtney B. Vance, Dayo Okeniyi, Michael Gladis, Otto Sanchez, Wayne Bastrup, Gregory Alan Williams u.a. Länge: 126 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 9. Juli 2015 im Kino.


Story:
Die Erde im Jahr 2029: John Connor, Anführer der Rebellion des menschlichen Widerstands, führt einen erbitterten Krieg gegen das übermächtige Maschinen-Imperium von Skynet. Um seine Mutter Sarah Connor vor einem Killer-Cyborg zu schützen und damit seine eigene Existenz sowie die Zukunft der Menschheit zu retten, schickt John seinen loyalen Freund und Mitstreiter Kyle Reese zurück ins Jahr 1984. Auf das, was ihn im Los Angeles der Vergangenheit erwartet, ist dieser jedoch nicht im Geringsten vorbereitet: Ein unvorhergesehenes Ereignis hat alles verändert und die Zeit, in die er von Connor zurückgeschickt wurde, existiert nicht mehr. Der Kampf zwischen Mensch und Maschine, Gut und Böse steht unaufhaltsam bevor – kann er mithilfe eines unverhofften Verbündeten den Tag der Abrechnung verhindern?





Meinung:
Nein, diese Kritik wird nicht mit einem, bzw. dem einen Zitat beginnen, welches auf ewig mit dem „Terminator“-Franchise in Verbindung gebracht wird. Stattdessen gehen wir gleich mitten rein und sagen, dass der renommierte TV-Serien-Regisseur Alan Taylor (inszenierte u.a. Episoden von „Game of Thrones“, „Die Sopranos“ oder „Sex and the City“) mit seinem zweiten Kinoblockbuster nach „Thor: The Dark World“ auch hier kein großer Wurf gelungen ist. Schlimmer noch: Während „The Dark World“ letztlich nur eines von vielen Puzzlestücken war, für „Avengers: Age of Ultron“, will und versucht „Terminator: Genysis“ das Erbe des großen „Terminator“-Reihe anzutreten, das einst von James Cameron erdacht und inszenierte wurde, und welches nach dessen „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ noch eine verzichtbare Serie sowie zwei unterschiedliche Kinofilme spendiert bekam, die bei den Fans aber nicht sonderlich gut ankam – wobei „Terminator 3: Rebellion der Maschinen“ als augenzwinkerndes Referenzfest noch heute wirklich gut funktioniert.


Der alte Terminator steht auf der Sonnenseite des Lebens
Aber der Film wurde nicht gut aufgenommen, genau wie „Terminator: Die Erlösung“ von Regisseur McG, der heutzutage wohl auch nur in schemenhaft in den Erinnerungen der Kinogänger auftaucht und dies absolut zu Recht. Nun soll es aber „Terminator: Genysis“ richten und das Franchise unter seiner Nostalgieglocke befreien, um mit den klassischen Figuren des Reihe neue Fans zu gewinnen, ohne die alten dabei zu verprellen. Da es in „Terminator“ um das Eingreifen ins Schicksal geht sowie um Zeitreisen, lässt sich auch relativ frei in dem Universum hantieren. Genau das tun die beiden Autoren (u.a. auch „Drive Angry“-Regisseur Patrick Lussier) auch. Sie entwerfen eine Geschichte, bei der sich Verneigung vor der Reihe genauso ablesen lässt wie eine radikale Rigorosität. Auf Teufel komm raus manipulieren, bzw. pfuschen sie in der Zeitlinie des Franchises herum. Lassen Dinge aus den Vorgängern Revue passieren, um sie zu feiern oder – in den meisten Fällen –nach ihrem Gusto zu verändern. Warum auch nicht? In einem Genre-Beitrag wie „Terminator: Genysis“ sollte nicht alles, aber gewiss recht viel erlaubt sein. Problem bei der Sache: Mit teils schockierend öden Expositionen wird die neue Zeitlinie mit einem horrend hohen Preis erkauft.


Der böse T-800 hat sich seine Zeitreise gewiss auch anders vorgestellt
Sobald „Terminator: Genysis“ dazu genötigt wird, etwas genauer zu erklären, merkt man, dass die Autoren sich ordentlich verhoben und vor allem scheinbar nicht wirklich begriffen haben, dass zumindest die ersten beiden Teile des Franchise so gut funktioniert haben, da sie trotz ihrer Thematik und Möglichkeit einer geraden Erzählung und Inszenierung folgten. „Terminator: Genysis“ wirkt hingegen eher wie überproportionierte Fan Fiction, die wild gestikulierend versucht neue Akzente im Franchise zu setzen und auch zu finden. Das Ergebnis ist eine Handlung, die nicht funktionieren will, was auch daran liegt, dass es Regisseur Alan Taylor absolut nicht gelingt eine konstante wie überzeugende Atmosphäre aufrecht zu erhalten, bzw. überhaupt zu entwickeln. „Terminator“ und „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ lebten und definierten sich aber vor allem durch ihren düsteres, pessimistisches sowie erwachsenes Flair. Davon ist bei „Terminator: Genysis“ leider absolut nichts mehr zu spüren. Als FSK12-Blockbuster fehlt dem Film in vielen Bereichen einfach der notwendige Druck nach vorne.


Weiß sich zu wehren: Sarah Connor
Die Action wartet zwar mit teils übergroßen Momenten auf, wirkt aber dennoch oftmals zu austauschbar, eben weil das Gefühl einer echten Gefahr und Bedrohung fehlt. Waren die bösen Terminatoren in den ersten beiden Teilen noch unüberwindbare, konzeptionell höchst interessante Widersacher, die vor allem durch ihre Gnadenlosigkeit auffielen und somit viel zur Atmosphäre beitrugen, erinnern die (der) Gegenspieler in „Terminator: Genysis“ - mal abgesehen von einem T-1000 Gastspiel (dargestellt von Byung Hun-Lee, der hier erneut für einen Hollywood-Blockbuster unschön vergeudet wird) - eher als action eye candy, dem das konstant Düstere einfach fehlt und dementsprechend äußert redundant ist, wenn es darum geht ein wachsendes wie auch nachhaltiges Bedrohungsgefühl zu erzeugen. Wer der große Böse ist, das haben ja bereits unzählige TV-Spots, Poster und Kinotrailer vorab verraten. Auch das Marketing des Films ist also auch wenig überzeugend. Es sollte aber gesagt sein, dass der Twist, die Enthüllung des Schurken, wohl nur die wirklich überraschen wird, die äußerst blauäugig und naiv einem solchen Film begegnen. Selbst wer es geschafft hat, Trailer und Poster zu umgehen, sollte nicht damit rechnen, eine totale, unvorbereitete Überraschung zu erleben. Dafür baut das Script diese einfach viel zu grob auf.


Kyle Reese macht sich kampfbereit
Abseits davon gibt es aber eine große Überraschung: Jai Courtney, der sonst eigentlich immer ein Garant ist für hölzernes Schauspiel in Actionfilmen ist (siehe „Stirb Langsam – Ein guter Tag zum Sterben“), ist diesmal, als Darsteller des neuen Kyle Reese (im Original fast schon ikonenhaft von Michael Biehn verkörpert), keine Vollkatastrophe. Es gelingt ihm sogar ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit. Noch besser ist da „Game of Thrones“-Star Emilia Clarke (nicht verwandt mit Jason Clarke, der ihren Sohn John spielt), die deutlich versucht die „echte“ Sarah Connor, also Darstellerin Linda Hamilton, zu imitieren, ihr dabei aber neue Facetten verleiht und als großer Kämpferin, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen will, vielleicht sogar das Beste ist, was „Terminator: Genysis“ zu bieten hat. An die Kraft, Würde und Ausstrahlung einer Furiosa (Charlize Theron) aus „Mad Max: Fury Road“ kommt die neue Sarah Connor zwar nicht heran, aber es ist dennoch so schön wie erfrischend im Kinojahr 2015 gleich zwei, starke, selbstbewusste Kämpferinnen im Kino erleben zu dürfen. Bitte mehr davon. Natürlich ist aber Arnold Schwarzenegger der Fixpunkt des Films. Machen wir’s kurz: Es wirkt wirklich alt und überzeugt leider nur geringfügig. Sein Bestreben nach seiner politischen Karriere wieder große Kinohits zu landen war bislang gesäumt von netten Gastspielen und verzichtbaren leading roles (etwa in „Sabotage“). Braucht das moderne Actionkino wirklich noch Arnie? Mit Jason Statham oder Dwayne Johnson gibt es zumindest mehr als würdigen und agileren Ersatz.


Ist „Terminator: Genysis“ also ein Flop? Ein weiterer Ausverkauf des Franchises in Richtung Familienunterhaltung? Dem Film das zu unterstellen wäre irgendwie etwas zu hart, aber letztlich kommt es genau darauf hinaus. Teil 5 der Reihe (ob er das im offiziellen Kanon des Franchises ist, oder ob man wieder einen der Vorgänger „aussortiert“ hat, sei jetzt einfach mal egal) giert nach der Aufmerksamkeit eines jungen Publikum, lässt dabei aber teils große Stücke der eigenen Individualität fallen, tauscht diese gegen einen gefälligen, monotonen Gestus moderner Blockbuster aus und verrät somit die eigene Identität. Dass Held Arnold Schwarzenegger dazu eine überaus schlappe Figur macht, unterstreicht den, am Ende leider doch, eher enttäuschenden Gesamteindruck.


3,5 von 10 Säureduschen

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