Review: THE SECOND COMING - DIE WIEDERKEHR - Das Beste kommt zum Schluss...



Fakten:
The Second Coming – Die Wiederkehr (Zong sheng)
HK, SG, TW, 2014. Regie: Herman Yau, Ti Chi Ng. Buch: Ti Chi Ng. Mit: Maggie Siu, Tak-Bun Wong, Joey Long, Donald Li, Yat Long Don Li, Kenny Wong u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Ab dem 27.1.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Das Lucy nun schon ihren 14. Geburtstag feiert, ist nicht selbstverständlich. Aus Verzweiflung wollte ihre Mutter sie damals in Eigenregie abtreiben, wie durch ein Wunder überlebte sie. Das scheint heute alles vergessen. Die Familie lebt in gehobenen Verhältnissen und macht auf den ersten Blick einen glücklichen Eindruck. Als Lucy im Garten ein Glas mit einem merkwürdigen, grünen Inhalt findet, beginnt für sie ein Albtraum. Sie wird von verstörend-realen Visionen geplagt, von ihrer Familie für psychisch krank gehalten. Ist sie wirklich krank oder gar besessen? Und was für ein Geheimnis steckt hinter dem skurrilen Fund?



                                                                                        



Meinung:
Fleißig ist er ja, Regisseur Herman Yau. Zwischen 1987 und 2014 mal gut 60 (!) Regiearbeiten, beachtlich. Quantität ist definitiv nicht sein Problem und grundsätzliche, grobe handwerkliche Dinge beherrscht er. „The Second Coming – Die Wiederkehr“ sieht professionell gemacht und alles in allem ganz vernünftig aus. Solange nichts aus dem Rechner kommt, das ist eher grenzwertig. In dem Fall wäre das auch zu verschmerzen, die zwei wirklich auffällig bescheiden animierten Szenen müssen die Gesamtqualität eines Films nicht zwingend zerstören. Mit dem Problem hat diese Produktion eh nichts am Hut: Von „zerstören“ kann gar nicht die Rede sein, das würde ja etwas Bestehendes voraussetzen.


-"Was macht es?" - "Es leuchtet grün..."
Immerhin kann man für den Hausgebrauch nützliche Erkenntnisse gewinnen: Wenn eine Abtreibung nicht mehr von medizinischer Seite vertretbar ist, auf dem Wochenmarkt finden sich die nötigen Zutaten. Ein Kilo Ingwer, soviel Chilischoten wie man tragen kann, grob mörsern, zärtlich einführen, dann läuft das. Klappt halt nicht immer, aber eine Möglichkeit. Break. 14 Jahre später ist alles halb so wild, das erst unerwünschte Kindlein hat sich prächtig entwickelt, alles in Butter. Die Arme-Schlucker-Familie von einst wohnt nun in einer anständigen Bude, der ältere Bruder ist angehender Arzt, zum Geburtstag bekommt die pränatale Gewürztopf-Überlebende ein Hündchen geschenkt, hat sich doch alles zum Guten entwickelt. Bis der neue Köter ein Einmachglas mit undefinierbarem, grünem Zeugs im Garten ausbuddelt. Eine Motte entweicht und schon sind wir auch mitten drin in einem Grusel-Humbug aus der Genre-Mottenkiste. Fortan sieht das scheinbar doch nicht so innige geliebte Mädel verstörende Dinge, hat Maden auf der Torte und frisst blutige Taschentücher. Meine Güte, ist das scary. Aber nicht vor Schreck – ach was, dem drohenden Herzstillstand vorbeugend– sich unter dem Sofa verkriechen, spätestens mit dem Auftauchen der urigen Exorzistin mit dem Neandertaler-Gesicht wissen wir, da kommt noch Großes auf uns zu. Und wie.


Für eine Familientherapie könnte es zu spät sein...
Schade, dass wir uns nicht irgendwann Ende der 90er befinden und somit nicht aufgrund der ersten Szenen schon grob erahnen könnten, was uns am Ende für eine faustdicke Überraschung droht. Anschnallen, Tische in eine aufrechte Position bringen, da droht es geil zu werden. Von wegen. „The Second Coming – Die Wiederkehr“ ist über 2/3 der Laufzeit nichts weiter als ein schnarch-langweiliger „Mädchen-besessen-von-auch-egal“-Heuler, der keinerlei Spannung erzeugt, sondern sich ausschließlich über seine spärlich eingestreuten Jumpscares definiert. Die mögen anfangs sogar durch ihr bizarres Auftreten zumindest Aufmerksamkeit erzeugen, erschreckend sind die wie ein zerplatzender Luftballon mit Vorankündigung und Ohrenzuhalten. Dieses dürftige Konzept ist natürlich schnell durchschaubar und unglaublich öde, der Film drumherum total egal, aber so richtig in den Sack haut er sich dann im Schlussspurt, bei dem man zwischen ungläubigen Lachen und peinlich berührten Kopfschütteln gar nicht mehr weiß wo links und rechts ist. Die Auflösung um das grüne Dingens im Glas und besonders, wie und warum das dort zu finden war (jetzt schon ein heißer Anwärter auf den „Geht’s-noch-Moment“ des frühen Filmjahres), inklusive superb-peinlichen Anschlussszenen jagt einem den Fremdscham über den Buckel, aber Momentchen mal, da war doch was?! Richtig, die sofort geahnte und aufgrund der unmittelbar vorher abgezogenen Gurken-Nummer fast schon verdrängte Knaller-Pointe, die den Kreis nahtlos schließt. Vielleicht sollte das als Rechtfertigung gelten für den unfassbaren Blödsinn, doch selbst das ist doch jenseits von Gut und Böse.


Wenn man die klobigen und immerhin geringen CGI-Entgleisungen abzieht, sich rein auf die Optik beschränkt und dazu die recht guten, handgemachten Masken und Effekte anrechnet, kann man daraus bestimmt ein bis zwei Minuten zusammenschneiden, die sich sehen lassen können. Sogar sehr. Blöd nur, dass 85 Minuten Restfilm existieren. Jetzt schnell in den Keller, Gläser ausspülen. Kann man immer gebrauchen, bevor man das wegwirft…

2 von 10 heißen Duschen

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