Review: ANCHORMAN - DIE LEGENDE VON RON BURGUNDY - Geschlechterkrieg vorm Teleprompter




Fakten:
Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy (Anchorman: The Legend of Ron Burgundy)
USA, 2004. Regie: Adam McKay. Buch: Will Ferrell, Adam McKay. Mit: Will Ferrell, Christina Applegate, Paul Rudd, Steve Carell, David Koechner, Fred Willard, Chris Parnell, Vince Vaughn, Seth Rogen, Luke Wilson, Danny Trejo, Jack Black, Tim Robbins, Ben Stiller u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
San Diego in den 70ern: Nachrichtensprecher ist der männlichste, coolste Job der Welt und Anchorman Ron Burgundy ist der lokale König. Zusammen mit seinem Kommentatoren-Team genießt er den Ruhm und die Groupies. Als ihm eine weibliche Kollegin Veronica zur Seite gestellt wird, beginnt sein großer Fall. Zunächst verliebt sich der Zuchthengst in sie, sie beginnen eine Beziehung, doch als Veronica für ihn einspringen muss und ihn von den Quoten überflügelt, ist für den Macho Schluss mit lustig. Veronica wird das Gesicht der Nachrichten, Ron gefeuert. Das Ende der Legende?






Meinung:
„Diese Geschichte hat sich tatsächlich so zugetragen. Nur Namen, Schauplätze und Begebenheiten wurden verändert.“
Also quasi wie bei jeder seriösen Berichterstattung der Privaten.


Testosteron liegt in der Luft
Es war einmal in einem weit, weit entfernten Land namens San Diego - oder „Vagina des Wals“, wie es die Schweden nennen -, dort herrschte ein mächtiger König. Nicht irgendein König, nein, der König der Nachrichtensprecher, Schnauzbärte und Jazz-Flötisten. Mit seiner puren Manneskraft, seinem beeindruckenden Ständer, seiner überlegenen Intelligenz („Ich könnte mich irren, aber Themenvielfalt ist glaube ich ein sehr, sehr altes Holzschiff, das im Bürgerkrieg eingesetzt wurde.“) und nicht zu Letzt durch seinen gottgegebenen Charme brachte er nicht nur jede Wölfin zum Schnurren, er legte gleich das ganze Rudel flach. Es war eine schöne, unbeschwerte Zeit für ihn und seine drei Gesellen. Bis, ja bis sich dunkle Schatten über das (nur von geschlechtlicher Gleichstellung, aber reicht ja) unberührte Chauvi-Bunga-Bunga-Paradies legten. Aus dem dichten Nebel stieß das grausamste Wesen hervor, dem sich der edle König und sein Gefolge jemals stellen mussten. Eine Frau, eigentlich eine feine Sache, nur diese war anders. Sie sprach in ganzen Sätzen, vermummte ihre primären und sekundären Geschlechtsmerkmale auf sonderbare Art und Weise mit Stoff und war sogar immun gegen die aphrodisierenden Lockstoffe aus billigem Rasierwasser, Fusel, Haarspray und Brustfellschweiß. Das war kein normales Weib…es war eine Emanze! Was nun, wie konnte der allmächtige König sein Reich gegen dieses Fabelwesen verteidigen? Davon erzählt die Legende von Ron Burgundy…


Die Fantastic Four von Channel 4
Meine Herren, was für derber, hemmungsloser, in jeder Hinsicht und mit voller Absicht bodenloser Nonsens. Genau die richtige Spielwiese für Anarcho-Komiker Will Ferrell, für dessen ganz spezielle Auslegung von Humor nicht jeder empfänglich ist. Seine Filme können nun wirklich nicht immer überzeugen, doch mit was für einer Freude sich der Typ jedes Mal zum Horst macht, das ist äußerst bemerkenswert. Im Gegensatz zum von der Ausstrahlung durchaus sympathischen, von seinen Fähigkeiten gleichzeitig so extrem limitierten (um es höfflich zu formulieren) Adam Sandler – der wenn überhaupt ausschließlich durch die ihm vor die Füße inszenierten Szenen mal für Lacher sorgen kann – oder dem auch nur als drolliger Loser erfolgreichen Ben Stiller, ist Will Ferrell der wenig wertgeschätzte Star des oft (und nicht immer unberechtigt) verpönten Gaga-Humors. Bei „Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“ passt endlich mal alles zusammen. Ferrell mit der üblichen Spielfreude bekommt Unterstützung von einem ähnlich euphorisiert wirkenden Cast (inklusive einer wahren Cameo-Offensive), dem politisch völlig unkorrekten Frontalangriff von einem Skript und – das macht diesmal den Unterschied aus – es ist hinter dem ganzen Blödsinn sogar fast so was wie clever. Eigentlich verbittet sich dieses Wort im Zusammenhang mit so einem Film, es ist auch nicht die Geschichte per se, es ist die Art, wie gezielt, treffsicher und unfassbar gut getimt die Schwachsinns-Salven auf den Zuschauer abgefeuert werden. Daran scheitern so viele, dieser Film nicht. Die unterschätze Kunst der puren Idiotie, in alle ihrer (seltenen) Pracht vorgetragen.


Wenn Farrell-Vehikel doch nur immer so wären. Das pure, absurde Vergnügen, mit sichtlichem Spaß am groben Unfug zelebriert. Fast stielt einer König Will sogar die Show: Steve Carell als mit einem enormen IQ von 48 beschenkter Wetterfrosch, quasi die rhetorische Todeskralle („Hey, wo habt ihr eure Anzüge her? Aus dem Toilettengeschäft?“), immer eine Handgranate in der Tasche, falls es unverhofft zu episch-blutigen Newsteam-Schlachten auf räudigen Hinterhöfen kommt und der den Teppich und die Lampe liebt…weil er sie gerade sieht. Was ein bekloppter, saukomischer Film. So weit neben der Spur, dass er schon wieder voll auf Kurs ist. Muss man erstmal so hinbekommen. 

7 von 10 prachtvollen Erektionen.

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