Review: AGGRESSION SCALE - DER KILLER IN DIR - Der Kinderzimmer-Rambo



Fakten:
Aggression Scale – Der Killer in dir (The Aggresion Scale)
USA, 2012. Regie: Steven C. Miller. Buch: Ben Powell. Mit: Ryan Hartwig, Fabianne Therese, Dana Ashbrook, Ray Wise, Derek Mears, Jacob Reynolds, Boyd Kestner, Lisa Rotondi, Joseph McKelheer u.a. Länge: 82 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Bill und Lebensgefährtin Maggie haben sich ihren Traum vom gemeinsamen Eigenheim erfüllt, idyllisch-ländlich gelegen und weit weg vom Trubel der Großstadt. Beim Umzug treffen erstmals ihre jeweiligen Kinder aufeinander: Maggie’s Teenagertochter Lauren und Bill’s zwölfjähriger Sohn Owen. Ein verschlossener, recht sonderbarer Junge, offenbar erst kürzlich aus medizinischer Behandlung entlassen. Das Beschnuppern fällt knapp aus, denn plötzlich dringen einige schwer bewaffnete und nicht gerade gut gelaunte Männer in das Haus ein. Denn Bill hat für das neue Nest nicht etwa eisern gespart, sondern den Gangster Bellavance um ein stattliches Sümmchen erleichtert. Was die Eindringlinge nicht ahnen: Owen ist ein ganz spezieller Junge, mit dem man sich besser nicht anlegt…


                                                                         



Meinung:
Manche Kinder wünscht man nicht mal seinem schlimmsten Feind. Vatergefühle, Welpenschutz, da hilft nichts mehr. Einsperren, Schlüssel wegwerfen, auch Resozialisierung hat seine Grenzen. Obwohl, selbst so eine tickende Zeitbombe und angehender Amokläufer kann unter gewissen Umständen ganz nützlich sein.


Früh übt sich, die NRA wird's freuen.
So wie bei „Aggression Scale“, der an sich mit einer ganz netten Grundidee den Home-Invasion-Spieß umdreht und dabei massig Potenzial birgt, als rasant-fiese, nicht jugendfreie „Kevin – Allein zu Haus“-Variante ordentlich auf den Putz zu hauen. Knallharte Killer (u.a. Dana Ashbrook – einst Bobby Bricks in „Twin Peaks“ – und Derek Mears, der Hüne aus der „Freitag, der 13.“-Neuauflage, „Predators“ oder „Hatchet III“) wollen im Auftrag ihres Bosses („Twin Peaks“-Klassentreffen: Ray Wise) gemopste Kohle zurück beschaffen, stürmen ein Haus und geraten dabei an einen komplett durchgeglühten Bengel, der John Rambo mit dessen eigenen Jagdmesser das Fell über die Ohren ziehen würde. Klingt prima, zumindest in Erwartung eines sich seiner fast albernen Grundlage bewusstem Genre-Hobel, der zünftig auf’s Gaspedal drückt und mit allerlei derben Einfällen für messerscharfes B-Entertainment sorgt. Bedauerlich, dass dies nur sehr bedingt zutrifft. Mal abgesehen von dem unglaublich dämlich, gezwungen-grimmig dreinschauendem Psycho-Kind, „Aggression Scale“ nimmt sich erstaunlich (und dadurch viel zu) ernst und verpasst dadurch, die absurde und total übertrieben Situation als Waffe zu nutzen. Ein wilder, sarkastischer Ritt hätte es werden können, wenn der Satansbraten mehr solcher brutal-überzogenen Fallen für die (leider eben nicht) „bemitleidenswerten“ Todesengel auslegen würde, wie es sie nur an einer Stelle zu sehen gibt. Wie ein böser Cartoon. Erst kurz vor Schluss ist das (einmal) der Fall. Bis dahin ein Nahkampf-Survival-Szenario, welches so keinen echten Reiz versprüht und dezent (unfreiwillig-negativ) doof wirkt.


Die größte Chance wird allerdings durch einen theoretisch möglichen, praktisch jedoch nicht erzeugbaren Sympathieumschwung verpasst. Zwar werden aus den Tätern letztendlich die Opfer, doch mitfiebern mag man mit niemanden. Die Gangster sind und bleiben grausame Monster und blöde Wichser, der vorpubertäre Einzelkämpfer nimmt nur den Part des Schlächters ein, nicht direkt den als Bad-Guy. DAS hätte wohl tatsächlich funktionieren können. So killt ein Arschloch die anderen. Lediglich die Figur der Schwester ist einem nicht scheißegal, die ist aber auch nur Mittel zum Zweck. Irgendwem muss man ja das Überleben gönnen. Letztlich ist es eigentlich wurscht, wer gewinnt: Die Welt wird dadurch kaum besser. Da liegen die großen Probleme, denn handwerklich ist der Film durchaus in Ordnung und das Auftreten bekannter B-Movie-Gesichter in Spiellaune macht schon etwas Freude. Langweilig und vom Grundsatz uninteressant ist „Aggression Scale“ sicher nicht, nur an den entscheidenden Stellen so verschenkt, kostet ihm den Durchschnitt und genau genommen sogar deutlich mehr. Nicht richtig schlecht, dennoch zu weit vorbei.

4,5 von 10 pädagogischen Totalschäden

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