Review: JOHN CARPENTER'S GHOSTS OF MARS - Der tiefe Fall des Meisters




Fakten:
John Carpenter’s Ghosts of Mars (Ghosts of Mars)
USA, 2001. Regie: John Carpenter. Buch: Larry Sulkis, John Carpenter. Mit: Natasha Henstridge, Ice Cube, Jason Statham, Clea DuVall, Pam Grier, Joanna Cassidy, Richard Cetrone, Rosemary Forsyth, Liam Waite, Duane Davis, Lobo Sebastian, Rodney A. Grant, Peter Jason, Robert Carradine u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Im Jahr 2176 ist der Mars kolonialisiert worden, ein fast normales Leben auf dem roten, immer noch nicht gänzlich erforschten Planet möglich. Eine Polizeieinheit um Lieutenant Melanie Ballard wird zu einer Mine geschickt, um den dort gefangen gehaltenen Desolation Williams zu überführen. Er soll mehrere Arbeiter ermordet und enthauptet haben. Am Zielort angekommen findet die Einheit zunächst keine Menschenseele vor, obwohl die Mine eigentlich stark bevölkert sein sollte. Nur Williams und einige andere Gefangene scheinen dort zu sein. Schnell darauf bemerken sie, dass sie doch nicht ganz allein sind: Bei den Arbeiten wurde etwas freigesetzt, dass sich unter der Marsoberfläche befand und die Menschen in blutrünstige Bestien verwandelt hat. Der Mars schlägt zurück, nun müssen sich Ballard und ihre Kollegen mit den Inhaftierten zusammenschließen, um zu überleben.






Meinung:
Kein Wunder, dass John Carpenter nach diesem Desaster zehn Jahre lang keinen Kinofilm mehr drehte. Dagegen wirkt sein mäßiger Comeback-Film „The Ward“ schon fast wieder gut. Alles, was den einstigen Meister des Genrefilms früher so groß und unnachahmlich machte, wird hier von ihm höchstpersönlich demontiert und der Lächerlichkeit preisgegeben. Nur lachen möchte man darüber nicht, zu erschreckend sind dieser Trümmerhaufen von einem Film und die bittere Realität, dass die großen Zeiten des Genies Carpenter lange vorbei sind. Kaum zu glauben, dass dies der selbe Mann sein soll, der unzählige Klassiker des Horrorfilms inszenierte.


"Lee Strasberg?...Motherfucker!"
Wenn überhaupt, lässt sich maximal die Grundidee (auch wenn daran rein gar nichts originell ist) in Verbindung mit dem eigentlich reizvollen Setting noch als interessant anrechnen. Umgesetzt wurde das in tatsächlich jeder Beziehung unter aller Sau, und – gerne (?) nochmal – das von einem John Carpenter. Schon bei der Besetzung der Hauptrollen läuft einem ein kalter Schauer den Rücken runter, immerhin kann Carpenter damit noch erschrecken. Schaufensterpuppe Natasha Henstridge und Augenbrauen-Oberlippen-Mimiker Ice Cube, was für eine Kombo. Bei solch einem Film sollte es in erster Linie nicht auf den Cast ankommen, darstellerische Glanzleistungen sind bestimmt nicht zwingend von Nöten, nur bei aller Liebe, das ist doch eine Zumutung. Michael Myers hatte unter seiner Maske mehr Charisma und Talent als die beiden Orgelpfeifen, deren (reichlich vorhandenen) gemeinsamen Szenen sind ein Schlag ins Gesicht für jeden arbeitslosen Schauspieler, der sich als Kellner über Wasser halten muss. Zumindest die Nebenrollen lesen sich mit Jason Statham, Clea DuVall, Pam Grier und der wie die bösen Mars-Dämonen ausgegrabenen Joanna Cassidy etwas besser (nicht gerade schwer), nur werden sie in der roten Geisterbahn auch nur hilflos verpulvert. Unfassbar, dass dafür sogar ein internationaler Kinostart drin war, dabei sieht der komplette Streifen keinen Deut besser aus als jede x-beliebige DTV-Premiere aus den Untiefen der Karpaten, wo Lundgren und Seagal sonst ihr Gnadenbrot verdienen.


Von allen guten Geistern verlassen.
Natürlich ist dies ein B-Movie, einen Mordsaufwand darf man nicht erwarten, (obwohl 28 Millionen $ jetzt nicht sooo wenig sind) aber wann stand das einem Carpenter schon mal im Weg? Für seine ersten Filme hatte er fünf- bis sechsstellige Summen zur Verfügung, über die Resultate spricht man heute noch. Diese Begabung, aus nichts mit handwerklicher Finesse Gold zu spinnen, scheint er komplett verlernt zu haben. Lieblos abgefilmt, statt durch geschickte Inszenierung und packende Atmosphäre zu glänzen, was immer ein Merkmal des Manns war. So werden die billigen und monotonen Studiossets kein Stück beschönigt, selbst zwischen dem und seinem Studium-Abschlussfilm „Dark Star“ liegen hier Lichtjahre. Noch nicht einmal einen vernünftigen Score konnte Carpenter kreieren. Belangloses Synthesizer-Geblubber ohne Wiedererkennungswert, wenn das alles wäre. Nein, peinlich wird versucht, den grauenhaft inszenierten Actionsequenzen (davon gibt es einige) durch donnernden Heavy-Metal-Sound Rasanz, Druck und Dynamik zu implizieren, was nicht im Geringsten gelingen mag. Passt zum Gesamtbild, denn auch sonst läuft alles schief.


Ein bizarres, verstörendes Höllenszenario scheint wohl geplant zu sein (lässt sich rudimentär erkennen), dabei raus kommt eine drittklassige Halloweenparty mit reichlich unfreiwilligem Trash-Flair, der allerdings nicht zum Schmunzeln einlädt. Die von Carpenter oft bemühten Western-Anleihen schimmern zu Beginn ebenfalls durch, ein frühes Indiz dafür, dass er sich hier ganz schamlos selbst kopiert, was an sich nicht verwerflich, nur im Resultat ein einziges Armutszeugnis ist. „Assault – Anschlag bei Nacht“ auf dem Mars, mit dem Parasit-wechsel-dich-Spiel von „Das Ding aus einer anderen Welt“, ohne auch nur den Hauch deren Klasse. Gerade „Assault…“ wird gleich in mehreren Szenen so dummdreist aufgekocht, Planlosigkeit oder Alzheimer? Beides denkbar. Gepaart mit günstigem CGI und einem miesen Schnitt ergibt das eine hochgradig ärgerliche Ansammlung von Not und Elend. Der tiefe Fall eines grandiosen Regisseurs, was in diesem Ausmaß fast kurios und hoffentlich für die Ewigkeit einmalig sein wird. Unter anderen Bedingungen vielleicht einfach schlecht, nur das geht gar nicht.

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