Review: ENDER'S GAME - Steril und starr



Fakten:
Ender’s Game
USA. 2013. Regie: Gavin Hood.
Buch: Gavin Hood, Orson Scott Card (Vorlage). Mit: Asa Butterfield, Harrison Ford, Hailee Steinfeld, Viola Davis, Abigail Breslin, Ben Kingsley, Nonso Anozie, Moises Arias, Jessica Harthcock u.a. Länge: 114 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 6. März auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In ferner Zukunft hat die Menschheit den Krieg gegen die Formics, insektenähnliche Aliens, zwar gewonnen, doch die Furcht vor einem neuen Großangriff ist auch 50 Jahre nach dem großen Sieg  immer noch präsent. Um bei einem nächsten Angriff besser vorbereitet zu sein, werden hochbegabte Kinder zu Flottenbefehlshabern ausgebildet. Einer von ihnen ist Ender, der wegen seines taktischen Geschickt auserwählt wurde und nun in einer Akademie auf den Ernstfall vorbereitet wird. Dabei muss sich Ender nicht nur durch das harte Training kämpfen, sondern bekommt es auch mit dem Eifersucht einiger seiner Kameraden zu tun.






Meinung:
Sci-Fi-Autor Orson Scott Card sorgte nicht zum erste Mal für ein echauffiertes Aufbäumen, als er kurz vor dem internationalen Kinostart von „Ender’s Game“ seine Homophobie mit lautstarken Äußerungen erneut publik machte. Dass sich das Studio sofort von diesen populistischen, rechtsgewandten Pamphleten distanzierte ist wenig überraschend, immerhin sollte die Verfilmung von Cards bekanntesten Roman, der zur Standardlektüre der US-Army gehört, der Startschuss für ein neues Franchise werden, denn „Ender’s Game“ besitzt inhaltlich viele ähnlichen Schlüsselelemente, die bereits die Geschichten rund um Zauberschüler Harry Potter so beliebt machte. Doch während bei J.K. Rowling selbst größte Gefahr einer eher familienorientierten Prämisse folgte, öffnete Card seine Geschichte für kantige, despotische Ansichten. Dies erinnert an Robert Heinleins Sci-Fi-Roman „Starship Troopers“ und tatsächlich ist dieser „Ender’s Game“  letztlich ähnlicher als der britische Junghexer mit der Narbe auf der Stirn. Leider besitzt die Verfilmung von Cards Roman aber nicht den Mut der „Starship Troopers“-Verfilmung von Paul Verhoeven.


Hier lernt Ender gerade wie man mimiklos schauspielert
Wo sich Paul Verhoevens „Starship Troopers“ noch als gallige Groteske auf die überstilisiert-faschistoide Männerromantik im Gewand totalitärer Formeln und patriotischer Parolen verstand und das blutige Geschehen in seiner zynischen Schwarz-Weiß-Zeichnung bis zum satirischen Exzess trieb, liest sich Gavin Hoods „Enders Game“ zwar auf den ersten Blick wie eine kind- und jugendgerechte Variante des Verhoeven-Klassikers, jene Funktionalität auf der Meta-Ebene aber bleibt durchgehend im Verborgenen respektive ist erst gar nicht existent. „Enders Game“ hingegen fehlt das vitale Interesse am eigenen Sujet, was sich dadurch offenbart, dass der futuristischen Welt, in der sich das Geschehen positioniert, nicht durch imposante, detaillierte Schauwerte definiert, sondern einzig durch sterile und entseelte Fotografien abschreckt. Passend zu dieser visuellen Starre steht Hauptprotagonist Ender (Asa Butterfield, „Hugo Cabret“), dessen distanzierte Haltung zum Zuschauer bis zu einem gewissen Level zwar aus Sicht der Vorlage unentrinnbar war, sich in dieser vehementen Unnahbarkeit aber mehr als störend erweist. Nicht nur ist das Schauspiel Butterfields von unfreiwilliger Komik gezeichnet, auch Enders Funktion als Eskorte gestaltet sich so lustlos wie ermüdend für den Zuschauer.


Apropos ermüdend: Neben Asa Butterfield wurde ein gewisser Harrison Ford in den Cast von „Enders Game“ gezerrt. Warum Ford sich die „Ehre“ gab, seine versteinerte Mine zur Verfügung zu stellen, ist eines der ganz großen Mysterien des Kinojahres 2013. War es das Geld? Pure Langeweile? Oder hatte er Streit mit seiner Frau und suchte Zuflucht auf dem Set zu „Ender’s Game“ und wurde ohne sein Wissen ins Kostüm des Colonel Hyrumm Graff gesteckt? Wir können nur mutmaßen. Sowieso erweist sich „Ender’s Game“ schauspielerisch als äußerst misslungen. Hauptdarsteller Asa Butterfield besitzt die Ausstrahlung einer defekten Energiesparlampe und Alt-Star Ben Kingsley fällt zwar mit seiner Maori-Tätowierung auf, nicht aber durch sein überzeugendes Spiel. Im Kosmos von „Ender’s Game“ hat Mimik wohl einfach keinen Platz, dafür aber anti-pädagogische Aussagen von der Überlegenheit des Starken über den Schwachen, auch wenn diese nach dem plumpen und wirklich überraschend höhepunktlosen Finale mit der groben Moralzange aufgebrochen wird.


3 von 10 verprügelte Schüler


von souli und stu

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