Review: SILVERADO – Wenn die Hommage mit dem langatmigen 1x1 verwechselt wird



Fakten:
Silverado
USA. 1985. Regie: Lawrence Kasdan. Buch: Mark Kasdan, Lawrence Kasdan. Mit: Kevin Kline, Kevin Costner, Danny Glover, Scott Glenn, Brian Dennehy, Jeff Fahey, Jeff Goldblum, John Cleese, Patricia Gaul, Earl Hindman, Thomas Wilson Brown, Rosanna Arquette, Linda Hunt, Brion James, Lynn Whitfield, Troy Ward, Ray Baker u.a. Länge: 127 Minute. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray.


Story:
Vier Fremde tun sich, auf der Suche nach Abenteuern, zusammen und bekommen es nicht nur mit Banditen, sondern auch mit einem hinterhältigen Viehbaron und einem korrupten Sheriff zu tun.





Meinung:
Wie schade. Eigentlich hätte „Silverado“ eine richtig schöne Renaissance des für alle Jahre wieder tot erklärten klassischen Western werden sein müssen, denn die Zutaten stimmen bedingungslos: Der Cast ist mit Kevin Kline, Kevin Costner, Danny Glover und Scott Glenn in den Heldenrollen wirklich tadellos besetzt und auch aus handwerklicher ist das hier schon ganz großes genretypisches Tennis mit den ausgestreckten Aufnahmen der trockenen Landschaft und den muffigen Spelunken im unterdrücken Städtchen, wo der exzessive Feuerwasserkonsum noch zum guten Ton gehörte und beinahe schon als echtes Statussymbol gehandelt werden durfte. „Silverado“ sieht zweifelsohne aus wie ein Western, nur, und das dämpft die Stimmung erheblich, weil einfach kein Feeling auskommen möchte, er fühlt sich nicht so an wie einer, denn dafür ist er in seiner Konzeption schlichtweg zu methodisch arrangiert.


Na Ladies, wer will da nicht einen Cowboy als Mann?
Als flotte Hommage an die guten, alten Ford/Hawks-Klassiker mag „Silverado“ durchaus seine Daseinsberechtigung besitzen, wenn auch auf das Minimum reduziert, doch als ernstzunehmende Reanimationsmaßnahme mit klarer Erwartungshaltung im Schlepptau, bleibt „Silverado“ nur eine gescheiterte Versuchsanordnung, die sich fast ausschließlich durch formale Standpunkte über Wasser halten kann. Nicht nur die Kamera, der Schnitt und das Szenenbild sind mustergültig, auch die besten Sinne nostalgische Komposition von Bruce Broughton weckt wie einst Elmer Bernsteins musikalische Untermalung zu John Sturges' „Die glorreichen Sieben“ die kindliche Abenteuerlust im Zuschauer. Dann aber wird es eng mit der Lobhudelei und das „Silverado“ den Heldenmythos glorifiziert wie auch den Western selbst durch romantische Brille betrachtet, spielt letzten Endes überhaupt keine Rolle mehr. Dafür zollt er Tribut und hat gezielt auf John Ford und Howard Hawks zurückgegriffen.


Das größte Problem an „Silverado“ ist, wie erwähnt, das fehlende Flair, was sich darauf zurückführen lässt, dass es dem Zuschauer nicht gelingen mag, sich vollständig mit den Protagonisten anzufreunden. Dass wir es hier ausnahmslos mit fähigen Darstellern zu tun bekommen, steht außer Frage, doch im Umgang miteinander fehlt dem Quartett einfach die Chemie und für einen Kevin Kline – der Beste im Bunde, gleiches gilt aber auch für den Rest – ist es eine einzige Unmöglichkeit, eine Harmonie im Zusammenspiel und in der Partizipation mit den Kollegen aufzubauen. Jeder macht eben sein Ding, obwohl sie gemeinschaftlich arbeiten. Da haben es die augenscheinlichen Antagonisten in Person von Brian Dennehy, Jeff Goldblum und John Cleese (!) schon wesentlich leichter. „Silverado“ bedient also durch Genreaffinität legitimierte Heldenklischees, die den Figuren nur als Einzelgänger, aber nicht als Gruppe dienen wollen. Darüber hinaus ist „Silverado“ allgemein viel zu sehr auf das Bedienen und Abarbeiten von Standards gepolt, ohne Verve, ohne Zugkraft und er Recht ohne Innovation. Wie schade.


5 von 10 Geheimverstecken im Geröll


von souli

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