Review: HOME SWEET HOME - Your home is my castle


                                                                               


Fakten:
Home Sweet Home
CAN, FR, 2013. Regie & Buch: David Morlet. Mit: Megghan Heffern, Adam MacDonald, Shaun Benson, Marty Adams, Barbara Gordon u.a. Länge: 77 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ein Mann dringt in das Haus von Sara und Frank ein, während diese unterwegs sind. In aller Seelenruhe bereitet er sich auf ein perverses Spiel vor. Als das Paar nach Hause kommt, beginnt der Terror.


                                                                             


Meinung:
"Es war ein schöner Abend."

 
Das Sub-Genre des Home-Invasion-Thrillers hat in der letzten Zeit einiges an Zulauf erhalten, eher in der Quantität als der Qualität. Zuletzt spaltete der interessante, im Endeffekt leider gescheiterte "The Purge" das Publikum. Regisseur und Autor David Morlet schickt mit "Home Sweet Home" einen weiteren Titel ins Rennen, der definitiv ebenfalls polarisieren und bei einigen Zuschauern auf Ablehnung stoßen wird, ähnlich wie sein im allgemeinen Tenor unterschätzter, ruhiger Zombie-Streifen "Mutants". Auch hier steht lange Ruhe im Vordergrund, beängstigende Ruhe. Im ersten Akt ist "Home Sweet Home" richtig stark, gerade weil er kein großes Feuerwerk abbrennt. Die ersten Minuten stellen fast eine kleine Innovation im Genre da, obwohl oder gerade weil der Ansatz so einfach, selten genutzt und ungemein effektiv ist.

 
Gut maskiert ist halb erschreckt.
Statt die Opfer, sprich die Heimeigentümer in den anfänglichen Fokus zu stellen, ihren beschaulich-friedlichen Alltag zu zeigen und erst durch das Eindringen feindlicher Elemente abrupt zu zerstören, konzentriert sich "Home Sweet Home" auf den gesichtslosen Bösewicht, der das traute Heim in Abwesenheit der ahnungslosen Opferlämmer infiltriert, inspiziert, mit abgebrühter Eiseskälte sein perfides Spielchen vorbereitet und wir, die Zuschauer, werden zu Zeugen, fast schon Mittätern. Das Innenleben eines wahnsinnigen Sadisten wird uns nahegebracht, ohne etwas über den eigentlichen Menschen zu erfahren oder sein Gesicht zu sehen. Aber sein Handeln sprich für sich. Die Art und Weise, wie er sich perfekt und routiniert vorbereitet, nicht aus der Ruhe zu bringen ist und wie ein Raubtier auf seine Beute lauert, statt im hohen Gras in dessen Bau. Eine beunruhigende Vorstellung. Während wir irgendwo verweilen, an nichts Böses denken, dringt jemand in unser sicheres Heim ein, streift durch jeden Raum, fast unsere Sachen an, betrachtet unsere Fotos, unsere intimsten und privatesten Dinge sind ihm ausgeliefert und bald folgen wir. Schauderhaft. Das fängt Morlet hervorragend ein, seine Kamera gleitet elegant durch das Haus, die Ruhe vor dem Sturm.

 
Panik im Kinderzimmer.
Bis dieser ausbricht, verstreichen einige hochspannende Minuten, in denen Morlet geschickt mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt. Einige Momente schreien förmlich nach typischen Jumpscares, dem plötzlichen Auftauchen des Peinigers (Kühlschranktür, Plattenspieler). Doch genau das geschieht nicht. Toll, wie Morlet da mit gängigen Klischees bricht. Leider kann er in der zweiten Filmhälfte, sobald der Killer endgültig zur Tat schreitet, doch nicht gänzlich auf sie verzichten. Gewisse Dinge scheinen so abgelutscht und auch unnötig (Lippenstift), da beißt sich "Home Sweet Home" etwas mit den vorher so prächtig vorgetragenen Stärken. Eine bis dato subtile Home-Invasion-Bestie rutscht gelegentlich in Torture-Gefilde ab, bedient altbekannte Methoden, die wenig Substanz haben. Dennoch: Spannend und beklemmend ist der Film nach wie vor. Die Inszenierung von Morlet ist durchgehend toll, der Mann hat zweifellos Talent und schafft es (wie bei "Mutants") diese deutlich zur Schau zu stellen. Das hilft, über die absinkende Qualität zum Ende hin hinwegzusehen. Besonders im Finale verliert "Home Sweet Home" noch etwas, als der bis dahin in allen Belangen überlegene Killer viel zu einfach das Heft aus der Hand gibt und ein relativ unnötiger Twist um dessen Identität (die besser durchgehend anonym geblieben wäre) aus dem Ärmel gezaubert werden muss. Schade.


Letztendlich deutliche Kritikpunkte, aber wenn der Film gut ist, dann richtig. Sein Ansatz, seine Stimmung und seiner handwerkliche Inszenierung ist weit über dem Durchschnitt des DTV-Standards. Hundsgemein, rücksichtlos und über weite Strecken sehr packend. Freunde der zerstörten Heim-Idylle liegen hier verdammt richtig und kommen schwer an diesem Film vorbei. Gore-Hounds, Folterknechte und Body-Counters seien jedoch vorgewarnt, hier geht es eher anders zur Sache. Was Morlet in Zukunft macht, sollte im Auge behalten werden. Und was so in den eigenen vier Wänden lauert besser auch.

7 von 10 maskierten Eindringlingen

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