Review: WAS GESCHAH WIRKLICH MIT BABY JANE? - Nach dem letzten Vorhang

                                                                     
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Fakten:
Was geschah wirklich mit Baby Jane? (What Ever Happened to Baby Jane?)
USA, 1962. Regie: Robert Aldrich. Buch: Lukas Heller. Mit: Bette Davis, Joan Crawford, Victor Buono, Wesley Addy, Julie Allred, Anne Barton, Marjorie Bennett, Bert Freed, Anna Lee, Maidie Norman, Dave Willock u.a. Länge: 134 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
1917 war Baby Jane Hudson ein gefeierter Kinderstar, der sein Publikum mit Gesang und Tanz verzückte. Ihre Schwester Blanche stand immer in ihrem Schatten. In den 30ern wendete sich das Blatt: Blanche wird zum hochgelobten Filmstar, Jane's Schauspielkarriere wird zerrissen, sie verfällt dem Alkohol. Dann geschieht ein tragischer Unfall, der alles verändert. Fast drei Jahrzehnte später leben die Schwestern zusammen in ihrem Haus in Hollywood. Blanche ist seit dem Unfall an den Rollstuhl gefesselt, auf die Versorgung durch Jane angewiesen. Diese trinkt nach wie vor, hat sich zur tyrannischen Despotin entwickelt. Als Jane erfährt, dass Blanche das Haus verkaufen will, schlägt die Abneigung in blanken Hass um.



Meinung:
Ruhm ist vergänglich, Familie für immer, Neid menschlich und Hass unerbittlich.
"Was geschah wirklich mit Baby Jane?" gilt als großer Klassiker der 60er Jahre und trotz einiger Hänger in der Geschichte und geringfügiger zeitlicher Abnutzungserscheinungen lässt sich das kaum abstreiten.


Schwesterliebe kann so so schön sein
Der Film von Robert Aldrich wird allgemein als Psycho-Thriller bezeichnet, was sicherlich auch keine falsche Einstufung ist, vielmehr ist es eher ein Psycho-Drama, das zeitlose Themen behandelt. Auch heute erleben wir immer wieder den tiefen Fall von Kinderstars, die durch das (heute noch viel ausgeprägteres) schnelllebige Showgeschäft, mal in der Musik, mal im Film, zu großen Ruhm gelangen. Sie werden gefeiert, angehimmelt, verlieren den Boden unter den Füßen und verkraften es anschliessend nicht, wenn die Karriere ein Ende hat. Und wenn sie dann noch Platz machen müssen für einen Angehörigen, der bisher immer nur die zweite Geige im Hintergrund spielte, mag das ein zusätzlicher Tritt sein. Die ersten Minuten des Films spielen dieses Szenario durch, der Hauptteil widmet sich dann den Folgen. Dazu kommt ein Abhängigkeitsverhältniss, der Missbrauch von Macht, eine durch Schuld und Schuldgefühle betriebene Konstellation gipfelt nach jahrelanger Hass-Liebe, einem eher stillen und schleichenden Martyrium (für beide Partein), in einer Katastrophe.


Ein Sonnenschein, die Baby Jane
Aldrich inszeniert viele Szenen erschreckend intensiv, schafft einige großartige Momente und kann sich voll auf sein famoses Darstellerinnen-Duo verlassen. Joan Crawford als Sympathieträgerin, praktisch gefangen gehalten im eigenen Haus und dem zunehmende Terror ihre Schwester ausgeliefert, lässt wahres Mitleid empfinden und den Zuschauer mit ihre
 leiden. Die ganz große Show liefert aber Bette Davis ab. Mit Mut zur Hässlichkeit (optisch wie charakterlich) dreht sie richtig auf. Biestig, verlottert, immer mehr in den Wahnsinn abgleitend, eine, buchstäblich, irre Vorstellung mit Power und Hingabe.


 Ein wirklich denkwürdiger Auftritt. Wie schon angesprochen, an manchen Ecken und Stellen schleichen sich ganz kurze Hänger ein, die Laufzeit von über 130 Minuten hätte sicher leicht gestrafft werden können, ohne Qualitätsverlust, eher im Gegenteil. Doch das lässt sich verschmerzen, zu sehr überzeugt das Gesamtpaket, allen voran die beiden Damen. Starker Film, der mit zunehmenden Sichtungen eher noch gewinnen könnte, als sich abzunutzen.


8 von 10 Briefen an Daddy

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