Review: I MELT WITH YOU - Suizidale Drogen-Posse


Fakten:
I melt with you
USA. 2011. Regie: Mark Pellington. Buch: Glenn Porter, Mark Pellington. Mit: Rob Lowe, Thomas Jane, Jeremy Piven, Christian McKay, Carla Gugino, Arielle Kebbell, Sasha Grey, Tom Bower, Joe Reegan, Victoria Bruno, August Emerson, David Lowe u.a. Länge: 122 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
 

Story:
Tim, Richard, Ron und Jonathan sind Freunde seit ihren gemeinsamen Studententagen. Mittlerweile haben sie die Uni längst hinter sich gelassen und haben Jobs sowie Familie. Um die alten Zeiten zu feiern, treffen sie sich jedes Jahr für eine Woche in einem Strandhaus. Hemmungslose Partys stehen im Vordergrund, doch dieses Mal läuft einiges anders. Das Wiedersehen gerät außer Kontrolle.




 Meinung:
„Genießt eure Freiheit“. Mit diesem Satz entlässt Lehrer Richard (Thomas Jane) seine Schüler in die Ferien. Er selbst wird dies befolgen, indem er sich mit seinen drei besten Freunden trifft. Nur sie vier Männer, ein hübsches Strandhaus, Alkohol, Drogen und Sex. Doch Regisseur Mark Pellington („Arlington Road“) ist wenig an einer feuchtfröhlichen Buddy-Comedy interessiert. Zwar steht auch in „I melt with you“ der Exzess im Mittelpunkt, doch dieser erhält keinerlei komödiantischen Duktus. Pellington verfolgt ein anderes Ziel. Die vier Männer, die hier feiern, stellen sich ihren geplatzten Lebensträumen. Ein schmerzhafter Prozess, vor allem dann, wenn man ihn mit Ehrlichkeit führt.


Hör auf zu heulen. So mies ist das Leben auch nicht.
Das größte Problem von „I melt with you“ ist eben das, dass er nie wirklich ehrlich ist. Er reduziert das Leben auf puren Negativismus und die Mid-Life-Crisis als unausweichliches Ende einer glücklichen Existenz. Versteckt Pellington diese Botschaft anfänglich noch im visuellen Farbensumpf, bricht sie recht schnell aus dem Film heraus. Das Wiedersehen alter Freunde wird dann zu einem kompromisslosen Trip. Ein Trip mit einem simplen Ziel: Destruktion. „I melt with you“ erweist sich als künstlerisch ansehnliches, aber inhaltlich sehr biederes und versteiftes Werk, welches lediglich an psychischer wie auch physischer Zerstörung Gefallen findet. Die Motive, die diese Prozesse einleiten und auslösen bleiben jedoch im Dunkeln oder werden nur spärlich und allzu bieder angerissen. Das hat zur Folge, dass diese suizidale Drogen-Posse weder das Herz noch das Hirn wirklich erreicht. Lediglich der Sehnerv wird, dank der hervorragenden, farbsymbolischen Bilderfluten, herausgefordert.


„I melt with you“ wirkt wie pures Prestige. Ein versuchter Aufschrei gegen gesellschaftliche Erwartungen und den daraus resultierenden Druck, der Träume und Hoffnung zerquetscht. Ich wurde an „Fight Club“ erinnert. Auch hier erwehrt sich jemand dem Trott seines Lebens auf aggressive, psychotische Weise. „I melt with you“ wirkt fast so, als ob die einstigen Anhänger des Prügel-Clubs nun erkennen müssen, dass ihre einstige Rebellion auch nicht mehr war als ein Hirngespinst, welches einem regelmäßige Einkommen und einer Familie gewichen ist. In diesem filmübergreifenden Kontext entwickelt sich durchaus ein gewisser, wenn auch sehr flüchtiger, Reiz. Der ändert indessen nichts daran, dass Regisseur Mark Pellington hier nicht mehr abliefert als ein selbstgefälliges Melodrama mit lebensablehnender Tendenz, deren Hülle im genuinen Glanz erstrahlt und funkelt. Genau der richtige Film, um sich das Leben zu nehmen – oder ihn einfach zu vergessen. Tut was ihr wollt. Genießt eure Freiheit.

3 von 10 Teufelsdreiern

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