Review: DIRTY GIRL - Road Trip mit einer Lolita


Fakten:
Dirty Girl
USA. 2010. Regie und Buch: Abe Sylvia. Mit: Juno Temple, Jeremy Dozier, Milla Jovovich, Mary Steenburgen, William H. Macy, Dwight Yoakam, Maeve Quinlan, Tim McGraw, Nicholas D’Agosto, Elsie Fisher, Nate Hartley, Reiley McClendon, Brian Baumgartner, Jonathan Slavin, Brent Briscoe, Jack Kehler, Matthew Groban, Gary Grubbs u.a. Länge: 90 Minuten.FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 15. März 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Danielle lebt mit ihrer Mutter in Oklahoma und gilt nicht nur in ihrer High School als Problemfall. Danielles Leben ist aber auch nicht einfach, vor allem weil ihre Mutter vor hat den Mormonen Ray zu heiraten. Nach einem Streit flieht Danielle zusammen mit ihrem besten Freund, dem schüchternen Clark, im Auto dessen Vaters nach Fresno, um dort ihren Erzeuger zu finden. Ein Road Trip, der nicht ohne Komplikationen bleiben wird.




Meinung:
„Dirty Girl“ von Abe Sylvia befolgt alle Regeln des Coming-of-Age-Genres –strikt. Wenn Juno Temple alias Danielle zu Beginn in bester wie bekanntester Lolita-Manier sich auf der Motorhaube räkelt und dabei lasziv an ihren Sonnenbrille und ihrem Lollipop herumspielt, dann lässt der Film keinerlei Zweifel daran, dass es sich hier bei nicht nur um gewollte Provokation handelt, sondern dass Danielle mit diesem Verhalten auch einen Hilferuf ausschreit, der sich für ein besseres, freies Leben und gegen das Spießbürgertum ihrer Mitmenschen hallt. Da trifft es sich natürlich gut, dass Danielle auf Clark trifft, einen dicken homosexuellen Klassenkameraden, dessen Vater alles tut, um ihn das „schwul sein“ auszutreiben. Was folgt ist ein – dem Genre sehr üblich – Road Trip mitsamt Erfolgen, Niederlagen, Erkenntnissen, Enttäuschungen und elterlichen Verfolgern, die wie ihre Kinder auch eine Entwicklung durchmachen. So weit, so bekannt, aber wer glaubt jetzt käme noch ein Faktor in der Handlung oder bei den Charakteren, die „Dirty Girl“ zum abheben über die sonstigen Klischees verleitet, der irrt sich. Mehr hat Abe Sylvias Film nicht zu bieten.



Danielle in ihrer bevorzugten Lolita-Pose
Das wäre ja noch okay, wenn das Gezeigte dann wenigstens amüsant oder ergreifend oder im besten Falle sogar beides wäre, doch „Dirty Girl“ ruht sich zu sehr auf Belanglosigkeiten aus. Ja, Danielle spielt mit ihren erotischen Reizen und rebelliert im Bereich des Maßlosen und auch ihr pummeliger und schwuler Begleiter Clarke, der gerne mal über gutes und schlechtes Interieur diskutiert, wirkt niemals wirklich echt. Abe Sylvia versucht von einer lebensverändernden Rebellion zwei Außenseiter zu erzählen, geniert aber nur charakterliche Schablonen und Blaupausen, die er auf meist nicht sonderlich einprägsame Probleme und Situationen treffen lässt. Eine Lolita und einer Schwuler scheinen hier einfach aussagekräftig und bewegend genug zu sein. Sylvia hat sich mit diesen Charakteren, die aus einer Petrischale des Genres stammen könnten, einen kläglich gescheiterte Sonderstellung zu Recht gebastelt. Sein „Dirty Girl“ schreit nach Aufmerksamkeit, wegen seiner angeblichen Andersartigkeit, aber eigentlich ist sie so durchschnittlich, wie das Leben, wessen sie entfliehen will.


Immerhin: Juno Temple macht in ihrer Rolle als Danielle das Beste aus der Rolle. Das naiv-erotische einhergehend mit gewollter Provokation, so wie es nur Teenager hinbekommen, verkörpert sie gut und auch Abseits davon besitzt sie durchaus Charisma, welches dem Road Trip hin und wieder über die inszenatorisch eher staubigen Straßen hilft. Dem gegenüber steht eine Vielzahl von bekannten Gesichtern, welche aber an ihren doch sehr gestalteten Rollen gebunden sind (z.B. William H. Macy als Mormone Ray) und sich nicht genug einbringen (können), damit sie wirklich positiv oder negativ auffallen. Was bleibt ist nicht mehr als übliche Standards des Coming-of-Age-Genres. Dargebotenen ohne wirkliche Effizienz und Leidenschaft. Belanglos eben.

3 von 10

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