Review: BLOOD CREEK - Unsere kleine Nazi-Farm


Fakten:
Blood Creek (Town Creek)
USA, 2009. Regie: Joel Schumacher. Buch: David Kajganich. Mit: Dominic Purcell, Henry Cavill, Emma Both, Michael Fassbender, Rainer Winkelvoss, László Mátray, Joy McBrinn, Shea Whigham, Tony Barger u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nach zwei Jahren taucht Evans totgeglaubter Bruder Victor plötzlich aus dem Nichts wieder auf und bittet ihn verzweifelt um Hilfe. Er erzählt von einer okkulten Familie, die ihn gefangen gehalten und gequält hat. Sein mit Narben übersäter Körper genügt Evan als Beweis dafür, dass sein Bruder die Wahrheit sagt. Kurzerhand beschließen sie die grausamen Taten zu rächen und den Tätern ein Ende zu bereiten. Bis an die Zähne bewaffnet machen sie sich auf den Weg. Als sie auf den abgelegenen Landgut ankommen, müssen sie allerdings feststellen, dass die einfache Bauernfamilie das geringste Übel ist...



Meinung:
In knapp 30 Jahren als Filmregiesseur wagt sich Joel Schumacher auf ungewohntes Terrain. Der hollywooderprobte Routinier mit der wechselhaften Vita hatte zwar schon Horrorfilmerfahrung ("The Lost Boys", "Flatliners"), wobei sich diese Filme doch eher an einem breiterem Publikum orientierten. "Blood Creek" ist ein waschechter Genrefilm, der ausschließlich an eine bestimmte Zielgruppe gerichtet ist. Ob es an Angeboten mangelte oder Schumacher einfach mal Lust auf so was hatte, ich weiß es nicht. Was ich glaube zu wissen: So richtig liegt ihm das nicht. 


Das er es versteht, einen Film optisch ansprechend zu verkaufen, das sieht man. Da hebt sich "Blood Creek" ohne Frage deutlich vom B-Movie Einheitsbrei ab. Das ist ein Pluspunkt, was dahinter steht wird ihm obskurer Weise zum Verhängnis. Denn was Schumacher rein handwerklich richtig macht, zieht diesem ambitionierten Genrefilm den Boden unter den Füßen weg. 


Nazi vorher...
Was dem Zuschauer aufgetischt wird, ist ein okkultes Zombie-Nazi(!)-Gesplattere, dessen Potenzial richtig gut ist. Nur eben nicht dafür, was Schumacher anpeilt. Sicher, er verfilmt (wie immer) kein eigenes Skript, muss also mit dem arbeiten, was ihm vorgelegt wird. Dennoch dürfte und müsste ein Regiesseur (gerade einer mit seinem Namen) noch genug Spielraum haben, das in die entsprechende Richtung zu schubsen. Ein vielleicht weniger bekannter, dafür genreverliebterer Regiesseur, hätte vielleicht (reine Spekulation) das hier besser bzw. wirkungsvoller ausgeschlachtet. Diese Geschichte schreit doch quasi nach solchen Szenen, die hier unverständlicher Weise Mangelware sind. Das Highlight ist zweifellos die Szene, in der Michael Fassbender den Pferdeflüsterer gibt und in der "Blood Creek" endlich mal sehr angenehm die Gäule durchgehen. Das macht Spaß und weckt die Hoffnung, jetzt ist der Bann gebrochen. Leider nicht. Selbst ähnlich absurde Momente wie die Knochenrüstung und das dritte Auge gehen in der viel zu grimmigen Inszenierung einfach unter.

...und nachher.


Wichtige Punkte werden schon am Anfang verschenkt, wenn die Protagonisten vorgestellt werden. Dominic Purcell und Henry Cavill spielen es dem Drehbuch entsprechend: Total unsymphatisch. Ihre Figuren werden grobschlächtig und ohne identifikationpotenzial hingeschludert, ich mochte sie nie. Das kommt nicht nur durch ihr sehr fragwürdiges Auftretten in der ersten Hälfte, den Schauspielern fehlt es eindeutig an Charisma. Einer hat davon reichlich und wird, vollkommen unverständlich, total verheizt: Michael Fassbender.










Klar, Fassbender hatte seine Fähigkeiten bis dahin nur in britischen Independent-Produktionen beweisen dürfen ("Fish Tank", "Hunger"), aber zumindest die Verantwortlichen dieses Films mussten doch wissen, was sie da haben. In den ersten Minuten strahlt er seine ungemeine Präsenz auch aus. Dann darf er unter einer SM-Ledermaske keltisches Kauderwelsch murmeln und später unter Make-Up begraben werden. Das nenne ich mal Talentverschwendung.


Insgesamt ist "Blood Creek" für Genrefreunde noch annehmbar, da sich Mühe gegeben wurde. Nur leider in die falsche Richtung. Statt seine unsinnige Idee als Geheimwaffe zu nutzen, wird sich dem (fast) konsequent verweigert. Viel zu verbissen und ernsthaft versucht Schumacher keinen Trashfilm hinzulegen, was ihm unterm Strich viel besser getan hätte. Der Spaß wird unter bierernstem Anspruch verschüttet und somit muss "Blood Creek" als "echter" Horrorfilm bewertet werden. Das funktioniert aufgrund seiner Handlung und seiner Umsetzung kaum. Leider.


5 von 10

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