Review: HELL - Licht und Schatten



Fakten:
Hell
BRD. 2011. Regie: Tim Fehlbaum. Buch: Oliver Kahl, Tim Fehlbaum, Thomas Wöbbke. Mit: Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Lisa Vicari, Stipe Erceg, Yoann Blanc, Angela Winkler, Christoph Gaugler, Lilo Baur, Marco Calamandrei u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
In der nahen Zukunft hat sich die Temperatur drastisch erhöht. Die Vegetation ist tot, die Vorräte sind aufgebraucht und die wenigen Überlebenden sind immer auf der Suche nach Wasser, Nahrung und einem sicheren Unterschlupf. Das Pärchen Marie und Philip fahren zusammen mit Maries kleiner Schwester durch diese unwirkliche, feindliche Welt. Ihr Ziel ist es irgendwo einen besseren Ort zu finden. Angetrieben werden sie bei der Suche von Durst, Hunger und den Willen zu Überleben und genau den braucht das Trio auch, denn sie müssen während ihrer Odyssee mit diversen Gefahren überstehen.





Meinung:
Genre-Kost aus Deutschland? Hm, da klingeln doch sofort die Alarmglocken. Wenn deutsche Filmemacher sich in Sci-Fi, Horror, Action oder Thriller versuchen kommt nicht selten nur schwer verträgliches Kino heraus. Flops wie „Straight Shooter“ oder „Anatomie“ drängen sich da förmlich auf. „Hell“ von Tim Fehlbaum ist ein erneuter Versuch den deutschen Film von seinem Mief aus Komödieneinheitsbrei und stoischen Avantgardismus wegzurücken. Mit Erfolg?



Ist Marie wirklich sicher?
„Hell“ gelingt es wirklich, dass er sich international anfühlt. Der Produktion gelingen einige postapokalyptische Momente, die - obwohl die Thematik nicht sonderlich frisch ist - unverbraucht und vor allem authentisch wirken. Die Hitze der Sonne, der Geschmack von Staub und Asche sowie das Gefühl von stetiger Bedrohung und immenser Lebensfeindlichkeit werden gut transportiert und wiedergegeben. Eine Patina aus Angst und Hoffnungslosigkeit überzieht alles und jeden. Dass ist wirklich eine Leistung, die es zu honorieren gilt. Der deutsche Mief wird mit einem Sandsturm weggetragen. Das macht natürlich Hoffnung, dass „Hell“ nicht nur als Genre-Beitrag aus der Bundesrebuplik überzeugt, sondern auch als für sich alleinstehendes Werk, ohne dass angebliche Sonderstellungsmerkmal namens Made in Germany.



Der größte Feind ist die Sonne
Regisseur und Co-Autor Tim Fehlbaum hat es geschafft die Stilistik zu beherrschen, doch sein Kinodebüt krankt an seiner Mutlosigkeit. Mehr als auf der altbekannten Klaviatur des Genres zu klimpern macht er nicht. Die Ereignisse in „Hell“ bleiben wegen ihrer stetigen Vorhersehbarkeit konturlos. Die auf Film gebannte Apokalypse bleibt eine von vielen und erreicht somit nie ganz die Wirkkraft, die es benötigt um Unbehagen beim zuschauen auszulösen. Fehlbaum vertraut zu sehr auf die typischen Muster und Gebräuche und dazu gelingt es ihm nicht in den richtigen Momenten die Spannung mit eindringlicher Härte zu erhöhen. Egal ob Klimax oder Nebensächlichkeit, „Hell“ packt den Zuschauer zwar jederzeit am Kragen, aber er vergisst zu oft das Schütteln oder anders gesagt: es reicht ihm aus das zu erzählen und zu zeigen, was andere bereits mehrfach getan haben. Die einigen besser, die anderen schlechter. Die deutsche Postapokalypse formiert sich konstant aber nicht sonderlich auffällig irgendwo im Niemandsland der gut gemeinten Mittelmäßigkeit. Sie hat ihre klaren Qualitäten und ihr Regisseur, der hier u.a. von Roland Emmerich unterstützt wurde, lässt das Profil eines späteren Blockbuster-Dompteurs erahnen. „Hell“ ist so gesehen ein guter Übungsfilm der trotz aller Mängel einen durchaus stichhaltigen Beweis antritt, dass der moderne deutsche Film vielleicht wirklich noch nicht ganz so reif fürs Genre-Kino ist, aber dass es Hoffnung gibt, auch wenn diese Hoffnung mit Tim Fehlbaum noch etwas alleine da steht und der junge Mann eigentlich Schweizer ist. Na ja, man kann nicht alles haben.

5 von 10

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