Review: 7 PSYCHOS - Etwas lernen über Männer, Frauen und Tiere


Fakten:
7 Psychos (7 Psychopaths)
USA, Großbritannien. 2012. Regie und Buch: Martin McDonagh. Mit: Colin Farrell, Sam Rockwell, Christopher Walken, Woody Harrelson, Olga Kurylenko, Abbie Cornish, Tom Waits, Brendan Sexton III, Željko Ivanek, Harry Dean Stanton, Kevin Corrigan, Michael Pitt, Gabourey Sidibe, Helena Mattson, Michael Stuhlbarg, Linda Bright Clay, Long Nguyen u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Kinostart: 6. Dezember 2012. Geplanter DVD/Blu-ray-Start: 17. April 2013.


Story:
Der erfolglose Hollywood-Autor Martin weiß zwar schon den Titel seines neuen Scripts, mehr aber auch nicht. Sein Kumpel Billy könnte vielleicht Inspiration bieten, immerhin ist sein Job, Hundekidnapper, nicht gerade gewöhnlich. Doch als Billy ausgerechnet den Hund eines verrückten Gangsterbosses entführt wird es für beide äußerst gefährlich.




Meinung:
Eigentlich hätte Martin McDonagh seine Karriere nach dem überwältigen Meisterwerk „Brügge sehen…und sterben?“ an den Nagel hängen können, denn diese vergebene Qualität noch einmal zu toppen, ist nahezu unmöglich und genau das zeigt auch sein heißerwarteter zweiter Langfilm „7 Psychos“. Wenn man seine Gangster-Komödie genauer unter die Lupe nimmt, stellt man schnell fest, dass McDonagh hier das genaue Gegenteil zu seinem brillanten Erstling inszeniert hat. Während sich die melancholische Gangster-Ballade „Brügge sehen…und sterben?“ mit jeder erneuten Sichtung weiter entfaltet und jeden emotionalen Grundton an der Wurzel erwischt, ist „7 Psychos“ reines Unterhaltungskino, dass zwar auch wieder mit der Humanisierung der Welt der Verbrecher arbeitet, aber nicht im Ansatz die Klasse eines „Brügge sehen…und sterben?“ erreicht.


Dog-Kidnapper Billy mit seinem neusten Opfer
Mit von der Partie ist auch erneut Colin Farrell, dieses Mal als irischer Autor, der mitten in der Schaffenskrise steckt und somit die Arschkarte³ gezogen hat. Ihm wurde der Alkoholismus durch die irische Abstammung quasi in die Wiege gelegt, dazu hat er sich noch für den Job des Drehbuchschreiberlings entschieden, kein Wunder also, dass man ihn die meiste Zeit mit Bier und Bourbon in der Hand und mit verzweifeltem Gesichtsausdruck durch die Gegend blickend antrifft. Dazu muss aber gesagt werden, dass Farrell der uninteressanteste Charakter im Bunde ist und gegen seine Kollegen wie Sam Rockwell oder Christopher Walken gnadenlos den Kürzeren zieht. „7 Psychos“ könnte man in seiner inszenatorischen Wirkung mit einer Silvesterrakete vergleichen: Sie zündet nur einmal, unterhält kurzweilig, das Funkeln und Blitzen schaut man sich gerne an, der Knall wird direkt zu Anfang abgefeuert und doch ist dieser Anblick ein alteingesessener. Wenn man sich dann in der Silvesternacht einmal um die eigene Achse dreht und den ganzen Himmel betrachtet, stellt man fest, dass es unzählige solcher Raketen in die Höhe geschafft haben und alles was letzten Endes bleibt, waren einige nette Minuten, die man schnell hinter sich lässt, weil eben nichts wirklich Bleibendes geboten wurde.


Auch drei Psychos brauchen mal eine Pause
Sicher hebt sich McDonaghs Führung aus dem Sumpf der Gangsterfloskeln durchaus ab, schlecht ist „7 Psychos“ keinesfalls, und die Genre-Versatzstücken werden zuweilen gekonnt wie spritzig reflektiert, doch neue Facetten lassen sich nicht finden, obwohl sich McDonagh nicht als Trittbrettfahrer offenbart, der mehr plagiiert als Eigenständigkeit zu beweisen, eine herbe Enttäuscht ist der Film dennoch geworden. Psychopathische Charaktere neben der Spur, Männer mit Kaninchen, Männer die weinen, weil sie ihr Hündchen vermissen, Männer, die den perfekten Platz für einen richtigen Showdown finden und Männer, die eine existenzielle Regel für das Verfasse eines Drehbuches aufstellen: Frauen dürfen gerne sterben, aber Tiere niemals. Merken! Aber „7 Psychos“ dafür ruhig übergehen, lieber nochmal „Brügge sehen…und sterben?“ gucken und euphorisch applaudieren, außer man sucht nach (unstimmiger) Kost für die zähen Minuten zwischendurch.

5,5 von 10
von souli



Wir danken unserem ewigen Gast-Autor souli für seine Kritik. Wenn ihr mehr von ihm lesen wollt, dann besucht doch unseren Blog Buddy CinemaForever.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen