Review: MERIDA - LEGENDE DER HIGHLANDS - Sicherheitsdenken a la Disney/Pixar



Fakten:
Merida – Legende der Highlands (Brave)
USA. 2012.
Regie: Steve Purcell, Mark Andrews, Brenda Chapman. Buch: Irene Mecchi, Steve Purcell, Mark Andrews, Brenda Chapman. Original Stimmen: Kelly Macdonald, Emma Thompson, Billy Connolly, Julie Walters, Kevin McKidd, Robbie Coltrane u.a. Deutsche Stimmen: Nora Tschirner, Bernd Rumpf, Marianne Groß, Arne Elsholtz, Tilo Schmitz, Hartmut Neugebauer u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben. Auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray erhältlich.


Story:
Rotschopf Merida, die Tochter von König Fergus, soll sich entscheiden. Drei Clans haben sich angekündigt um ihre Gunst zu buhlen, denn für die junge Frau wird es Zeit sich einen Gatten auszusuchen, vor allem ihre Mutter drängt darauf. Doch von Ehe will Merida nichts wissen. Viel lieber will sie Abenteuer erleben. Nach einem Streit mit ihrer Mutter reitet sie wutentbrannt und verzweifelt davon und findet eine mysteriöse Hexe, die Meridas Problem lösen könnte.




Meinung:
Pixar ist ohne Zweifel ein Erfolgsgarant. Egal ob „Wall-E“, „Die Unglaublichen“ oder „Oben“, jeder ihrer Filme konnte einen Großteil der Kritiker überzeugen und wie erfolgreich sie beim Publikum sind, lässt sich alleine damit ausmachen, dass ihr bis jetzt größter Flop „Cars“ immer noch stattliche 460 Millionen $ an der Kinokasse einspielen konnte. Wenn das Logo der Firma, mit der hopsenden Schreibtischlampe erscheint, sind herzliche, technisch brillante Familienfilme eine sichere Sache. Der diesjährige Beitrag des Studios, „Merida – Legende der Highlands“, ist der erste Film, der auf einem Märchen basiert. Eine recht klassische Geschichte, von einer rebellischen Prinzessin, die lieber mit Pfeil und Bogen durch die Wälder rennt, als sich einen Ehemann auszusuchen.

Merida und ihre Mutter Elinor
Das Konzept des Films ist so märchenhaft wie innovationslos. Interessant ist da viel mehr die Tatsache, dass es wohl hinter den Kulissen zu Unstimmigkeiten kam. Eigentlich sollte „Merida – Legende der Highlands“ der erste abendfüllende Animationsfilm von Pixar sein, der von einer Frau, Brenda Chapman, inszeniert werde sollte. Doch diese wurde während der Produktion von Mark Andrews ersetzt. Ob dieser Wechsel dem Film geschadet hat, lässt sich nicht sagen. Interessant ist es aber vor allem im Kontext der Filmhandlung. Kein Film von Pixar war so auf seine weiblichen Figuren fixiert. Die Titelheldin und ihre Mutter Elinor sind das klare Zentrum des Films. Die Männer werden allesamt als nette wie tumbe oder überhebliche sowie dumme Knallchargen präsentiert. Das ist mal was anderes, weil auch der größte Konflikt des Films zwischen Merida und Elinor stattfindet und sie sind es auch, die diesen versuchen zu lösen. Diese Unterfangen ist jedoch kein leichtes, wird es von den Herren der Schöpfung und ihrem übertriebenen wie teils auch charmanten Chauvinismus doch immer wieder auf die Prüfung gestellt. Ob Regisseurin Brenda Chapman diese Prüfung nicht bestand oder ob es anderweitige Gründe hatte bleibt Spekulation. Interessant sind diese Gedankengänge aber durchaus.

Meridas kleine Brüder bei ihrer Lieblingsbeschäftigung
Stilistisch ist das Abenteuer rund um die rothaarige Prinzessin aus einem Guss, auch wenn dieser Guss alles andere als wirklich berauschend ausgefallen ist. Dem Film fehlt es, trotz aller technischer Raffinesse, am entscheidenden Flow. Er stolpert zu viel, kann weder bei den Figuren, dem Humor oder seinem Spannungsaufbau durchgängig überzeugen. Hübsche Bilder gibt es, aber erzählerisch wirkt „Merida“ ziemlich verlassen. Das Märchen leidet  darunter, dass die Macher sich zu spät auf dessen Charakteristika verlassen. Typische, altersuniverselle Witzeleien erschlagen dazu die dichterische Form. Schade. In den wenigen, etwas düsteren und – wohl vor allem für jüngere Zuschauer – unheimlichen Momenten, gelingt es dem Film eine wunderbar urige Atmosphäre aufzubauen, welche jedoch immer wieder fallengelassen wird. Es fühlt sich an, wie ein gewisses Sicherheitsdenken. Wie das Abspulen eines erfolgreichen Programms. In diesem Falle fehlt aber der letzte Pfiff, das gewisse, wahre Liebenswürdige.


Abschließend noch ein offener Brief:

Liebes Pixar-Team,
ihr wart schon immer die treibende Kraft des großen Animationsfilms. Habt Meisterwerke wie „Die Unglaublichen“ oder „Toy Story 3“ erschaffen, bitte ruht euch nicht darauf aus. Wagt endlich mal etwas. Habt Mut zu etwas Finsternis, neuen Figuren(-Schablonen) und in eurem Bereich neuartige Genre. Ihr könnt tolle Geschichten erzählen, nutzt dieses Talent nur einmal um etwas anderes zu entwerfen als pure Sicherheit. Vielen Dank.


4 von 10

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