Review: AXED - Familienaussprache mit der Axt


Fakten:
Axed
Groß Britannien. 2012. Regie und Buch: Robin Lee Driscoll. Mit: Jonathan Hansler, Andrea Gordon, Nicola Posener, Christopher Rithin, Henry Douthwaite, Brandon Francis u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Kurt, Ehemann und Vater von zwei Teenagern, hat seinen Job verloren, erzählt seinen Liebsten davon allerdings nichts. Einige Tage später, der Familienfrieden hängt schon länger wegen Kurts Launen schief, nimmt er seine Frau und seine Kinder und macht mit ihnen einen Ausflug. Er will ein paar gemütliche Tage abseits der Stadt, in einem kleinen Cottage irgendwo im nirgendwo verbringen. Doch was sich anhört wie Entspannung, gehört zu einem perfiden Plan, denn Kurt hat nicht nur seinen Job verloren, sondern ebenfalls seinen gesunden Menschenverstand.





Meinung:
In Constantin Costa-Gavras Satire „Die Axt“ geht ein Arbeitsloser mit dem titelgebenden Handwerkzeugs auf Jobsuche. In „Axed“ von Robin Lee Driscoll spielt der beste Freund eines jeden Holzfällers ebenfalls eine gewichtige Rolle, doch wo bei Costa-Gavras das Gallige, das Satirische im Zentrum stand, wird in Driscoll Frontalparabel zum Thema Arbeitslosigkeit und familiärer Zusammengehörigkeit ein so banaler wie stellenweise erschreckend dilettantischer Horror-Murks. Wenn Papa Kurt seinem Sohn, einem Schwächling aus dem Klischee-Lehrbuch ein Schwulenmagazin schenkt, wenn er davon phantasiert wie ihn seine Lolita-Tochter verführt, dann brüllt „Axed“ geradezu nach Aufmerksamkeit. Mehr wie ein nerviges Plärren ist dies freilich nicht. Hinter dem leicht zu durchschauenden Script, den Figuren die allesamt nach Blaupausen riechen, steckt nicht viel mehr als der Versuch ein typisches Gruselkabinett aus einem Amoklaufs zu ziehen. Der Film liegt brach, von Beginn an. Ihm fehlt der Mut die Probleme von Vater Kurt ehrlich anzugehen, stattdessen wird aus ihm eine billige Kopie von Jack „The Shining“ Torrance. Die Gräueltaten die er dabei anrichtet, halten sich zwar in visuellen Grenzen, trotzdem bleibt das Gefühl haften, dass „Axed“ seine Geschichte letztlich nur erzählen will, um mal wieder zu zeigen wie gruselig es ist, wenn ein Verrückter nachts mit einer Axt im Wald umher rennt. Wobei wirklich „gruselig“ ist das alles nicht. Driscoll gelingt es nicht das geringe Budget zu kaschieren. „Axed“ ist nicht nur inhaltlich Kreisklasse, er sieht auch danach aus.


Vater Kurt: Job weg, Hoffnung weg, Wahnsinn da
Aus Groß Britannien kam in den letzten Jahre wirklich viel Output im Horror-Bereich. Nicht alles war dabei immer so gelungen wie Danny Boyles Endzeit-Highlight „28 Days Later“, doch Genre-Beiträge wie „The Cottage“ oder die Mini-Serie „Dead Set“ etablierten zu Recht einen guten Ruf der neuen, britischen Horrorwelle. „Axed“ paddelt dieser Welle jedoch nur keuchend hinterher. Es liegt daran, dass Driscoll versucht zu schocken, mit galligem Humor zu amüsieren und dazu noch einen gesellschaftlichen  Kommentar vom Stapel zu lassen. Ein inhaltliches Trio mit großen Anforderungen, die Vater Kurt und seine Axt einfach nicht erfüllen kann. Wie auch, wenn alles immer etwas zu billig, zu konstruiert und vor allem zu durchschaubar ist? Eine Antwort darauf hat auch Regisseur und Autor Robin Lee Driscoll nicht, obwohl seine Ziele ja durchaus ehrenwert waren: einen mitreißenden, bewegenden, tiefschwarzen Horrorfilm mit einer dezent antikapitalistischen Botschaft. Heraus gekommen ist „Axed“ und der ist zumindest in einer Form bewegend. Ja, denn der Film schafft es, dass der Zuschauer mit seinem Zeigefinger sich gen Vorspultaste bewegt. Ein Ziel wurde so zumindest erfüllt.

1 von 10

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