Review: PIRANHA 3D - Blut und Brüste, was will man(n) mehr?



Fakten:
Piranha 3D
USA. 2010. Regie: Alexandre Aja. Buch:
Pete Goldfinger, Josh Stolberg, Alexandre Aja, Grégory Levasseur, Manoah Horvath, Julian Käuflin. Mit: Steven R. McQueen, Jessica Szohr, Jerry O’Connell, Elisabeth Shue, Adam Scott, Ving Rhames, Sage Ryan, Brooklyn Proulx, Riley Steele, Kelly Brook, Paul Scheer, Christopher Lloyd, Richard Dreyfuss, Dina Meyer, Eli Roth, Ricardo Chavira, Franck Khalfoun, Gianna Michaels, Devra Korwin, Ashlynn Brooke u.a. Länge: 88 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren.


Story:
Eigentlich ist Lake Victoria ein beschaulicher Ort. Nur einmal im Jahr, dann wenn tausende von partywütigen Kids den Springbreak feiern, wird aus dem kleinen Städtchen und dem angrenzenden See ein Ort voller Chaos und Lärm. Für Sheriff Julie Forester ist der Springbreak unliebsame Routine, an die sie sich aber schon bald zurückwünscht, denn als prähistorische Piranhas durch ein Erdbeben aus ihrem  unterirdischen See entkommen, wird aus dem Springbreak ein wahres Massaker.




Meinung:
Regisseur Alexandre Aja schreibt sich bei „Piranha 3D“ das Motto des blutigen, nicht ernst gemeinten Trash auf die Fahne. Billig animierte Killerfische, stereotype Figuren, Logiklöcher so groß wie ein weißer Hai , literweise Kunstblut und abgenagte Menschenknochen. Anspruchsvoll geht anders, aber dass Aja nie im Sinn hatte einen ernsten und hochwertigen Film zu drehen hat der gute Mann ja schon so ziemlich jedem Filmjournalisten erzählt. Aber selbst wenn er geschwiegen hätte, dürfte wohl jeder der nur ein wenig Ahnung vom Horror-Genre hat, die Intention des französischen Regisseurs verstehen. „Piranha 3D“ ist ein kurzweiliger Happen. Eine Geisterbahnfahrt die den Zuschauer nicht mit subtiler Spannung oder gar suggestiven Bildern fesselt, sondern einzig und alleine durch einfache Schock- und Ekeleffekte, versehen mit einem Augenzwinkern. Keine große Kunst? Ja, aber auf debile Weise unterhaltsam, trotz diverser Mängel: Die, nennen wir es mal Geschichte, passt auf ein halbes Fischstäbchen und wurde so oder so ähnlich schon öfters erzählt. Die Story sowie die Figuren sind im Grunde Dutzendware. Wer stirbt und wer nicht, ist bereits nach einer Minute Screentime klar. Die Frage die bleibt ist, wie wird gestorben und gerade hier hat der Film große Versprechungen gemacht.


Immer positiv denken! Vielleicht ist unter den Piranhas ja Nemo?
In vielen Foren, unter den Fans des bloody entertainment, wurde Ajas Werk bereits ein als würdiger Splatter-Nachfolger von „From Dusk Till Dawn“ oder dem All-Time-Klassiker „Braindead“ gehandelt. Doch obwohl Aja einige äußerst fiese wie teilweise auch komische Gewaltszenen in Petto hat, sieht man meist nur wild umherzuckende Piranhas im blutroten Gewässer. Auch das große, chaotische Massaker, um den der gesamte Film herumgebaut wurde, ist zwar als Hämoglobin-Party ganz nett gemacht, aber nicht so irrwitzig wie erwartet. Der letzte Schuss Wahnsinn fehlt einfach. Was dem Film keinesfalls fehlt ist Nacktheit. Mehr noch als Blut und Knochen sind hier Bikinischönheiten und Pornostars (in Nebenrollen) zu sehen. Das ist genau so plump und primitiv wie der Rest des Films, unterstreicht den gewollten Trashfaktor aber ungemein. Das Highlight: Nacktes Unterwasserballet untermalt von klassischer Musik: So dumm, so notgeil und so billig aber auch herrlich absurd und dadurch komisch. Das Alexandre Aja immer wieder betonte, dass „Piranha 3D“ auch einen Kommentar zu Ambivalenz der amerikanischen Kultur ist, kann man getrost als Promotion-Einerlei einordnen. Irgendwie wirkt diese Absicht eher wie ein notdürftiger Versuch aus dem Film wenigstens noch einen Funken Anspruch herauszukitzeln. Ein sinnloses Unterfangen diesen (im positiven Sinne) Müll aufzupolieren. Besser gelingt das bei den Gastauftritten. So führt Richard Dreyfuss seine Rolle aus „Der weiße Hai“ fort, was nett aber dennoch irgendwie belanglos rüberkommt. Das wahre Highlight ist Christopher Lloyd. Der gute Mann, der insgesamt höchstens fünf Minuten zu sehen ist, wirkt wie eine liebenswürdige Kopie seiner Doc Brown-Rolle aus der legendären „Zurück in die Zukunft“-Trilogie. Im Prinzip hat er bei „Piranha 3D“ als Dr. Goodman nur die Aufgabe schnell zu erklären um welche gefräßigen Biester es sich handelt, die am liebsten lebende Menschen bis auf die Knochen abnagen, aber irgendwie erinnert er immer an Doc Brown und dies ist eine wirkliche schöne Hommage. Wie ein kleiner weißer Fleck auf dem blutbeschmierten Bikini.

„Piranha 3D“ ist ein billiger, sexistischer, chauvinistischer, blutiger, schablonenhafter, simpler Horror-Spaß. Der Zuschauer wird auf dümmliche, kurzweilige Weise unterhalten. Es gäbe allerdings noch viel was der Film hätte besser machen können - vor allem das Finale lahmt gewaltig – aber Ajas Fischangriff zeigt letztlich genau das, was er versprochen hat: Brutalen, nicht ernst gemeinten Stumpfsinn. Ich hab' davon jetzt erst mal genug. Ich werde wohl um „Piranha 3D“ zu kompensieren in nächster Zeit ein paar Filme von Wim Wenders, Eric Rohmer oder Krzysztof Kieslowski ansehen. Auch irgendwie brutal, oder?

6 von 10


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