Review: MAX SCHMELING - EINE DEUTSCHE LEGENDE - Wenig legendär


Fakten:
BRD. 2010. Regie: Uwe Boll. Buch: Uwe Boll, Timo Berndt. Mit: Henry Maske, Heino Ferch, Susanne Wüst, Vladimir Weigl, Elliot Cowan, Yoan Pablo Hernandez, Klaus Schindler, Michael Becker, Arthur Abraham, Arved Birnbaum, Christian Kahrmann, Uli Wegner, Manfred Wolke, Enad Licina, Detlef Bothe, Andreas von Thien u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben.

Story:
Erzählt wird die Lebensgeschichte der deutschen Box-Legende Max Schmeling.



Meinung:
„Es war Max Schmelings Wunsch, dass Henry Maske ihn spielt.“

Mein Gott, jedes Mal wenn man etwas über den Film gehört hatte, wurde dieser Satz aus dem Ärmel geschüttelt, aus dem Ärmel der Macher selbstverständlich. Nun, ich möchte Schmeling jetzt nicht beleidigen, aber ich nehme einfach mal an, die Box-Legende wusste nicht viel von Film und Kino und auch der Name Uwe Boll war ihm wohl eher unbekannt, denn ansonsten hätte Schmeling wohl erahnen können, dass sein Biopic vollkommen auf verlorenen Posten steht.

Der Faktor Henry Maske, den die Macher wohl auch wählten um mit seiner Erfahrung im Boxsport werben zu können, ist gewiss einer der größten Knackpunkte des Films. Ja, er gibt sich Mühe, ja er hat eine gewisse Ähnlichkeit zu Schmeling, doch es hilft alles nichts: Henry Maske ist – Überraschung – eine absolute Fehlbesetzung. Sein Spiel als laienhaft zu bezeichnen wäre untertrieben. Er stolpert unbeholfen von Szenen zu Szene. Seine Mimik? Fast nicht existent. Maske macht den Eindruck wie ein liebenswürdiger, aber auch sehr hilfebedürftiger Big Foot, der so tun muss als würde er Flamenco tanzen können. Oft genug unfreiwillig komisch, im Kontext zu Ernsthaftigkeit des Stoffes und der Größe der Legende Schmeling aber mehr als nur ärgerlich.
Henry Maske als Max Schmeling im 007-Outfit
Das Scheitern des Films aber alleine Maske anzukreiden wäre unfair und unrichtig. Auch die anderen Darsteller geben sich wenig Mühe ihre Figuren zumindest phasenweise, aus der nostalgisch verklärten Groschenroman-Romantik des Scripts, freizuspielen. Regie-Titan Boll würzt das desaströse Spiel seiner Darsteller dann noch mit teils billigen Kulissen, einer biederen Kameraarbeit und dem eigenen Anspruch die Boxszenen so authentisch wie möglich zu gestalten. Letzteres mag vielleicht für hartgesottene Box-Fans interessant sein, aber dennoch wirken die Kämpfe zu choreographiert und zu unimposant. Zumindest ist aber ganz nett, das die Kämpfe nicht zu actionorientiert, wie etwa in "Rocky", ausgefallen sind. Ein weiterer Faktor, der „Max Schmeling“ verhunzt hat, ist das Fehlen von Atmosphäre. Die Nazis regieren Deutschland? Das wird von Boll ein wenig so inszeniert wie „Hanni und Nanni im Naziland“. Schmeling wird im Krieg schwer verletzt und seine Frau glaubt er wäre Tod? Das wirkt im Film ein wenig nach Monty Pythons schwarzem Ritter: „Ist doch nur eine Fleischwunde“. Die Reichspogromnacht wird gezeigt? Hui, es ist Sankt Martin. Kurz um: Die Atmosphäre des Film ist ein Scheiterhaufen und macht aus dem eh schon eher biederen und bleiernen Script eine Sportler- Soap, in der hier und da ein Hakenkreuz durchs Bild huscht. Ziemlich erbärmlich.

Falls es Gerechtigkeit gibt, dann würde in der Zukunft, wenn ein Filmemacher auf die Idee kommt Bolls Karriere zu verfilmen, wohl folgenden Satz sagen: "„Es war Uwe Bolls Wunsch, dass Jimi Blue Ochsenknecht ihn spielt.“

1,5 von 10

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